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Tag 21 → Der vorletzte Tag: Treiben nach Kühlungsborn
Das Ziel für diesen Tag stand schon vor Beginn der Reise fest: Kühlungsborn.
So langsam merkt man die Routine, die wir um Umgang mit unserem neuen Boot gewonnen haben. Nahezu perfekt koordiniert machten wir die Leinen los. Leider ist Rødby eine Geisterstadt (zumindest ein Geisterhafen) und niemand sieht uns zu. Ganz anders sah es bei unserer Ankunft in Kühlungsborn aus. Da nette Menschen für uns einen Platz reserviert hatten, könnten wir nah am Land unter den Augen zahlreicher Zuschauer festmachen. Schon ein kleiner Vorgeschmack auf morgen hoffen wir.
Vor dem glorreichen Anlegemanöver stand jedoch eine große Flaute. Nach zwei Stunden recht gutem Segeln trieben wir im Kreis.
Passenderweise hatten wir uns heute entschieden, auf die modernen Hilfsmittel zur Navigation zu verzichten und mit Stift, Zirkel, Kursdreieck und Radierer zu arbeiten. Die Universitas ist ja bekanntermaßen ein Ausbildungsschiff und die noch nicht so erfahrenen Seebären- und bärinnen probierten sich in traditioneller Wegfindung. Das Koppeln gelang anfangs gut, dann immer schlechter. Ich verrate lieber nicht, wie weit wir nach ein paar Stunden von unserer errechneten Position entfernt waren. Auf die Berechnung des Stromversatzes haben wir dieses Mal nämlich verzichtet. Wir werden es beim nächsten Törn noch mal versuchen.
Ihr könnt aber beruhigt sein, wir haben Kühlungsborn sicher erreicht und auch das Boot ist noch heile. Die Zwischenzeit haben wir übrigens genutzt, um Deck und Rumpf mal wieder so richtig zu schrubben. Schließlich soll ja morgen alles blitzblank sein… Philipp entwickelte eine interessante Technik, um auch die Bordwand von außen auf Hochglanz zu bringen.
Das war schon unser vorletzter Bericht von dieser wunderbaren Reise. Die ganze Crew ist voller Vorfreude auf die Ankunft morgen in Rostock. Wir werden es uns nicht nehmen lassen, in den nächsten Tagen noch einen letzten Blogbeitrag zu schreiben. Sicherlich wird darin die eine oder andere Anekdote enthalten sein, die sich bisher noch nicht ins Internet getraut hat.
Liebe Grüße!
Tag 20 → Kreuz von Kiel nach Dänemark
So langsam wird es wirklich richtig ernst: Kiel zählt ja zu den Orten, die wir jedes Jahr mehrfach besuchen und deshalb fühlt es sich nun wirklich nach Heimat an.
Wir hatten auch nach 3 Wochen auf jeden Fall noch Lust zum Segeln. Da wir die dänische Gastlandflagge an Bord hatten, setzten wir kurzerhand Kurs auf Dänemark. Die Flaute machte uns jedoch zunächst einen Strich durch die Rechnung: Wir trieben unter Gennaker die Kieler Förde hoch und auch auf der Ostsee wurde es erstmal nicht viel besser. Doch langweilig wurde uns trotzdem nicht. Der musikalische Teil der Crew (also alle) begann, diverse Lieder einzuüben. Gesang, Ukulele, Mundharmonika und improvisierte Rhythmusinstrumente ergaben einen Chor, der Neptun viel Freude bereitet haben dürfte. Ohrwürmer waren uns, wie auch schon den Rest der Woche, sicher.
Noch mehr Spaß hatten wir zwischendurch, weil offenbar auch die Bundeswehr Humor hat: Unser Navigator kam lachend vom Funkgerät an Deck und erzählte von dem Lachkrampf des Funkers eines Marinebootes, der daraufhin seine Aufgabe an einen Kollegen abgeben musste. Die Auflösung/Auslösung des Lachkrampfs erklärte sich uns erst später, als wir das Segelboot mit dem Namen Sursulapitschi entdeckten. Vielleicht brauchen wir doch einen kreativeren Namen für unser Boot...
Aufgrund der morgendlichen Flaute erreichten wir unser geplantes Tagesziel nicht ganz und machten stattdessen in Rødby fest. Aber das war für alle in Ordnung und wir machten uns wie immer einen schönen Abend. Der eine oder andere Flaschengeist wurde dabei an die frische Luft gelassen…
Das Bericht Schreiben blieb dabei allerdings auf der Strecke; wir bitten dafür um Entschuldigung. :)
Tag 19 → Nord-Ostsee-Kanal und ein Rückblick auf Woche 0 (Vorbereitung)
Wie erwartet, gibt es heute nicht allzu viel Spannendes zu berichten. Gegen 6 Uhr startete Ole ganz allein den Motor und legte ab, sodass der Rest der Crew weiterschlafen konnte. Was ein guter Skipper nicht alles tut…
Nach etwa 8 Stunden war die Motorfahrt überstanden und wir verließen den Kanal, um beim ASV in Kiel festzumachen. Hier genießen wir die Gastfreundschaft und Gesellschaft der Segelfreunde. Vielen Dank dafür! Ihr dürft gerne mal bei uns vorbeischauen, damit wir uns revanchieren können ?
Da es uns so viel Spaß macht Berichte zu schreiben, darf dieser hier noch nicht zu Ende sein. Deshalb haben wir entschieden, noch einen kurzen Überblick über unsere Vorbereitungswoche zu geben.
Bereits am Montagabend machten sich Ole, Jonas und ich (Lukas) auf den Weg nach Dun Laoghaire bei Dublin. Joachim stellte seinen VW-Bus zur Verfügung und natürlich wurde er mit allerhand Equipment beladen: Schwimmwesten, Rettungsinsel, Proviant, Taschen der Crew, Rum… Es fühlte sich an, als würde man einen kleinen LKW fahren. Durch Nacht und Tag ging es 1400 km nach Cherbourg in Frankreich. Hier stiegen wir etwa 20 Stunden später auf die Nachtfähre nach Dublin.
Nach ein paar Formalitäten und einem gefühlt ewig langen Weg über die Stege der Marina (den wir in den nächsten 5 Tagen dann noch etwa 1 Mio. mal gingen) war es dann soweit: wir sahen unser neues Flaggschiff vor uns. Auch für uns nicht so emotionale Personen eine denkwürdige Angelegenheit!
Doch viel Zeit zum Staunen und Bewundern blieb nicht, denn beim Öffnen der Luken wurden wir von der Menge an Segeln überwältigt; man konnte vom Innenraum nicht viel sehen. Wir stapelten zunächst auf dem Vorschiff, dann im Cockpit die Segel. Als auch hier der Platz nicht mehr ausreichte, musste der Steg herhalten: ca. 30 Segel, darunter 12 oder 13 platzbeanspruchende Gennaker lagen am Ende überall verteilt. Ein imposanter Anblick. So langsam fragten wir uns, wie das alles nach Rostock kommen soll…
Die nächsten 3 Tage bis zur Ankunft der restlichen Crew verbrachten wir damit, von früh bis spät das Boot reiseklar zu machen. Hier eine kleine Auswahl: Segel sortieren, Namen ankleben, Toilette reparieren, Putzen, Tracker und Funkgerät anschließen, Kocher reparieren, Kontrolle versprochener Reparaturen, mehr Putzen, Gasanlage checken, Safety-Equipment unterbringen, Motorersatzteile besorgen, Diesel bunkern und Gas kaufen, Elektronik überprüfen, Sprayhood abbauen, Wassersystem, wichtige E-Mails schreiben, noch ein bisschen Putzen, Inventar einräumen sowie Unmengen anderer kleinerer Arbeiten.
Besonderes Highlight dabei war der Besuch des Zolls: zum Zeitpunkt der größtmöglichen Unordnung kamen zwei freundliche Herren in Uniform über den Steg gelaufen, die offenbar Gefallen an unserem Boot gefunden hatten. Hauptsächlich interessierte sie allerdings, ob die Einfuhrumsatzsteuer (VAT) bezahlt worden war. Ole war top vorbereitet und da es im Boot mangels Ordnung auch nichts zu durchsuchen gab, waren wir schnell wieder bei der Arbeit.
Die Tage vergingen trotz 12 Stunden täglichen Werkelns wie im Fluge und wir konnten wie geplant am Samstag zu einer Probefahrt starten. Über den Rest wurdet Ihr ja bestens informiert.
Liebe Grüße aus Kiel. Dieser Bericht ist jetzt zu Ende und wir müssen uns Rum-Cola und Gin-Tonic zuwenden. Anabel fordert uns auf, zu trinken. Bis bald!
Tag 18 → Vom Geschwindigkeitsrausch zum großen Knall
Nach den Strapazen der letzten 1,5 Tage nahmen wir uns heute vor, es ein bisschen entspannter angehen zu lassen. 81 Meilen sollten es am Ende trotzdem werden. Für uns bedeutet das bei Rückenwind, dass wir fast schon ausschlafen können und trotzdem abends entspannt im Hafen sind.
Wir hatten bei Neptun etwas stärkeren Wind bestellt, da wir ja nur im zweiten Reff fahren können. (der fleißige Leser erinnert sich) Bei knapp 20 Knoten ging es unter Gennaker nach Südosten.
Wir stellten dabei einen neuen Geschwindigkeitsrekord auf: 16.6 Knoten. Nachdem gestern die Motivation der Crew doch etwas gelitten hatte, erreichte sie heute auch deshalb wieder das hohe Niveau der letzten Wochen.
Wir rauschten durch die Nordsee und hatten uns gerade an die Geschwindigkeit gewöhnt, als es einen Knall gab: Unter der Last war die Tackline gerissen. (diese hält den Hals des Gennakers am Gennakerbaum/ Elefantenpenis) Doch zum Glück ist eine gerissene Leine kein allzu großes Problem; Ole machte sich ans Spleißen und nach einer Weile stand der Gennaker wieder.
Da wir das Segeln in den Tidengewässern so genossen haben bleibt uns nichts anderes übrig, als durch den Nord-Ostsee-Kanal zu fahren. Leider wird es sonst schwierig, rechtzeitig in Rostock anzukommen.
Deshalb fuhren wir heute (natürlich unter Gennaker) ein Stück die Elbe hinauf und schafften es ohne Wartezeit durch die Schleuse. Unterwegs wurden wir von Frank angefunkt, der uns auf seinem Schlepper entgegenkam. Ein sehr cooler Moment! Das Bild unten ist von ihm. Vielen Dank!
Kurz hinter der Schleuse liegen wir nun über Nacht und werden morgen nach Kiel weiterreisen. Leider müssen wir dafür den „arabischen Wind“ benutzen…
Da wir nun die Tidengewässer wieder verlassen haben, leben wir ab jetzt wieder in deutscher Zeit. Seit unserer Ankunft in Dun Laoghaire hatten wir in UTC gerechnet, weil die Tidentabellen in dieser Zeit verfasst sind.
Wir bedanken uns bei allen Lesern, die regelmäßig unseren Blog sowie Instagram, Facebook u.s.w. verfolgen. Weil wir morgen nur motoren werden, müssen wir uns allerdings viele Gedanken machen, um einen interessanten Bericht zu schreiben. Andererseits haben wir natürlich auch viel Zeit zum Überlegen, ihr dürft also gespannt sein.
Grüße von Bord
Tag 16 und 17 → IJmuiden to Die Elbe“ oder „Eine komplette Seekarte in 24 Stunden“
Marco übernahm für Amsterdam die Rolle des Reiseführers. Durch seine beinahe professionell organisierte Tour lernten wir innerhalb von ein paar Stunden die wichtigsten Seiten Amsterdams kennen: Waffelläden, Grachten, Rotlichtviertel und Coffee-Shops. Leicht benebelt kehrten wir zum Boot zurück. Dieses Klischee erfüllt Amsterdam auf jeden Fall! Die Müdigkeit, die sowohl bei Boots- als auch Autocrew von der letzten Nacht übrig geblieben war, tat ihr Übriges und so schliefen bald alle selig. Lange hatten wir überlegt, welche der westfriesischen Inseln man anlaufen könnte, um der neuen Crew einen entspannten Tagestörn zur Eingewöhnung zur ermöglichen. (man könnte auch sagen, wir zerbrochen uns den Kopf) Da uns keine der Optionen so richtig überzeugte, entschieden wir uns für den etwa 200 Meilen langen Schlag nach Helgoland. Wie sich bald zeigte eine mittelperfekte Entscheidung
für den Eingewöhnungstag. Schon kurz nach den Molenköpfen schaukelte uns eine komische Welle wild umher (richtiges Apfelringwetter also). Dazu kam, dass wir kreuzen mussten und sich der Effekt so noch verstärkte. Fast jeder merkte früher oder später die Folgen. Schon nach kurzer Zeit entschieden wir uns daher, das Wachsystem flexibler zu gestalten. Wer sich in der Lage fühlte, übernahm die Wache so lange er konnte und verschaffte den anderen eine Verschnaufpause. Da ein Teil der Crew nicht einsatzfähig war, konnte eine Wache auch mal 9 Stunden dauern… Zum Glück wird es zu dieser Jahreszeit schon zeitig hell. Tageslicht erhöht die Motivation der Besatzung immer sehr. Trotz Reff riss bei nur 14 Knoten Wind unser Großsegel ein. Auch an Segeln nagt der Zahn der Zeit und sie sind nicht für die Ewigkeit gemacht. Das bedeutet, dass wir in nächster Zeit erstmal nur noch im zweiten Reff unterwegs sein werden. Inwiefern das zur stabileren Fahrweise und damit zu weniger Seekrankheit beiträgt, sei dahingestellt… Diese Nacht (genauer gesagt 3:30 Uhr UTC) hat die neue Universitas zum ersten Mal deutsche Gewässer befahren. Damit sind wir gefühlt dem Ziel unserer Reise ein ganzes Stück nähergekommen. Ein ungewohntes und fast schon trauriges Gefühl, keine Gastlandflagge unterhalb der Wanten wehen zu sehen. Gegen 12 Uhr erreichten wir endlich Helgoland. Als Ankunftsmal gab es köstliche Käsespätzle. Seltsamerweise hatte am Abend zuvor niemand Lust gehabt, unter Deck zu kochen. Wohl jeder hat schon einiges über diese Insel gehört, doch ein Großteil der Crew war noch nie hier. So machten wir uns trotz Müdigkeit auf den Weg, die Insel zu umrunden. Da die Läden hier schon sehr zeitig (nämlich nach Abfahrt des letzten Touristen-Bootes) schließen, konnten wir uns zunächst nur nach zollfreien Shopping-Möglichkeiten umsehen. Morgen werden wir dann zuschlagen. Wer noch eine Bestellung aufgeben will, muss sich also beeilen. Neben Shopping hat Helgoland vor allem Natur zu bieten. Die Landschaft wurde fast komplett von Menschenhand (genauer gesagt durch Sprengstoff) geformt. Überall sieht man Einschlagkrater von Bomben aus der Zeit des 2. Weltkrieges und danach. Eine bewegte Geschichte für so eine kleine Insel! Morgen Vormittag erholen wir uns erstmal ein bisschen und machen uns anschließend auf den Weg Richtung Brunsbüttel, um durch den Nord-Ostsee-Kanal in die Ostsee einzufahren.