Die Corona Pandemie zwang weltweit das gesamte öffentliche Leben in die Knie und warf alle Pläne für das Jahr über den Haufen. AHA hieß auf einmal das oberste Gebot: Abstand halten, Hygienemaßnahmen beachten, Alltagsmaske tragen. Und vor allem Zusammenkünfte vermeiden – das bedeutete natürlich auch das Aus für alle Contender Regatten bis mindestens August.
Als schrittweise die ersten Lockerungen bekannt gegeben wurden und das Segeln alleine wieder möglich war, lies sich die Contender Klassenvereinigung kurzerhand einen neuen Wettbewerb einfallen: die Max-Billerbeck-12-Stunden-Challenge. Wem gelingt es, innerhalb von 12h mehr Meilen zu segeln als der amtierende Deutsche- und Weltmeister und Segler des Jahres 2019?
Am 20. Juni legte Max selbst vor und sammelte auf der Elbe zwischen Kollmar und Cuxhaven unter Mithilfe des ab- bzw. auflaufenden Wassers satte 92,5 Meilen. Natürlich eine steile Vorlage, aber nicht unmöglich zu schlagen. Herausforderung angenommen!
Über zwölf Stunden galt es eine Durchschnittsgeschwindigkeit von mehr als 7,7kn zu segeln. Dem Weltmeister halten dabei 1-2kn Strom der Elbe. Wie dem also entgegentreten? Auf der Kreuz ist die Geschwindigkeit mit einem Boot von 4,88m Länge sicher nicht zu erreichen. Aber bei den passenden Bedingungen sollten auf Halbwind- und Raumschot-Kursen größere Geschwindigkeiten möglich sein! Für Max waren Start- und Endpunkt gleich, daher könnte man einer Oneway-Tour ggf. mehr Meilen sammeln – so der Plan!
So beobachtete ich also die Wetterlage und hielt nach einem geeigneten Windfenster Ausschau, das auch zu meinem Terminkalender passte. Am 1. Juli zeichnete sich ein guter Tag ab. 4-5Bft aus WSW, ideal für die Strecke von Wismar nach Rostock.
Am Vorabend brachte ich meinen „Firefucker“ bereits nach Wismar und riggte auf, sodass es am nächsten Tag zeitig los gehen konnte. Friederike und Jonte begleiteten mich zum Start und übernahmen dankenswerter Weise den Rücktransport des Trailers in den ASVzR. Um kurz nach 10 Uhr dann der Start zur Challenge in Wismar auf Höhe der Schwedenköpfe. Mit sehr gutem Wind ging es auf Halbwindkurs in den ersten zwei Stunden aus der Wismarbucht heraus und die Geschwindigkeit lag permanent über dem Durchschnitt von Max. Es klappt!
Zum Mittag gab es geschmierte Stullen und Banane, immer noch mit ca. 8kn gestreckt im Trapez segelnd – super! Neben der Verpflegung hatte ich in einer wasserfesten Box zum Aufzeichnen der Challenge mein Handy plus Powerbank und aus Sicherheitsgründen noch Handfunke, sowie eine Signalrakete dabei, um im Notfall auf mich aufmerksam machen zu können.
Am frühen Nachmittag flaute der Wind leider deutlich ab und damit auch die Geschwindigkeit. Zwischen 14 und 17 Uhr fuhr ich vor Poel auf Halbwindkurs immer nur hin- und her, um die Geschwindigkeit mit Müh und Not über 5kn zu halten. Der leichte Wind verschaffte mir zwar (leider) auch eine willkommene Pause vom im-Trapez-stehen. Dennoch hätte ich es bevorzugt, mich weiterhin im Trapez voran zu quälen. Denn 5h im Trapez fing es dann doch an einigen Stellen an zu drücken und der Neoprenanzug juckte fürchterlich!
Erst am späten Nachmittag frischte es wieder langsam auf und die Geschwindigkeit kletterte wieder auf 7-8kn. Mit dem zunehmenden Wind konnte ich bei hohem Speed auch wieder tiefere Kurse fahren und Weg Richtung Heimathafen gut machen. Gegen 19:00 passierte ich Kühlungsborn und reihte mich dort noch in die Flotte der Mittwochsregatta ein, die hier offensichtlich nach dem Corona-Lockdown wieder gestartet hatte.
Mit in etwa dem Durchschnittsspeed des Weltmeisters ging es von Kühlungsborn nach Warnemünde. Bei Wilhelmshöhe angekommen waren noch etwa zwei Stunden zu segeln. Der Wind hatte nochmal auf 20kn aufgefrischt und bescherte mir noch mit knapp 9sm in einer Stunde eine gute Aufholjagt. Nach 11h fehlten dann doch noch ganze 17sm auf den Rekord von Max. Um die zu überbieten hätte ich dann mindestens noch Foils gebraucht…ich musste realisieren: es klappt wohl doch nicht! Und so nahm ich Kurs die Warnow herauf, in dem Wissen, dass ich dort sicher die eine oder andere Meile mehr verliere, aber dann noch halbwegs mit dem Rest Licht des Tages nach Hause komme.
Am letzten Tag der Challenge erreichte Ex-Jugendweltmeister David Schafft doch noch das unmöglich geglaubte! Er segelte von Schilksee aus auf spitzen Raumschot-Kursen in die Hohwachter Bucht und kreuzte auf tiefen Amwind-Kursen wieder zurück und legte dabei 97,6sm zurück! Wahnsinn, er hat Max geschlagen und sich damit das "extra Quentchen Respekt beim nächsten Pin-End-Duell mit dem Weltmeister" gesichert! Herzlichen Glückwunsch!!