Nach 3 Jahren sollte es für die SY Universitas endlich wieder Rund Seeland gehen, eine der navigatorisch und taktisch anspruchsvollsten Regatten im Ostseeraum. Doch die erste Hürde gestaltete sich schon darin ohne Motor und Wind 120 nm nach Helsingör zu segeln, oder zu treiben, denn so könnte man die Fortbewegungsart treffender beschreiben. Glück also für uns in der letzten Startgruppe der Cruiser zu starten, denn so hatte die Crew immerhin 30 Minuten Zeit das Boot in Helsingör regattatüchtig zu machen.
Foto: Startfeld Beobachtung
Durch die Nacht ging es an der Kreuz gegen den Uhrzeigersinn um die Insel. Unser erster Schachzug war es, als einziges Boot unter Land zu segeln, was wir nach langer Diskussion mutig umsetzten. Rund Seeland war die erste Regatta die ohne unsere aktiven Schiffsführer gesegelt wurde, die üblicherweise die taktischen Entscheidungen treffen. Somit wurde jedes Manöver zu viert diskutiert und demokratisch entschieden, ein langer, aber am Ende doch erfolgreicher Prozess, der sicher nur auf solch einer Langstreckenregatta funktioniert.
Gegen 7 Uhr wurde als zweiter in der Gruppe die erste Bahnmarke gerundet. Danach ging es auf einem Halbwind-, später Spikurs, Richtung Süden auf die Große Belt-Brücke zu. Mit neuen Gegnern aus der Racer-Gruppe konnten wir uns ein schönes Duell bis zur engen Durchfahrt im Süden von Seeland bieten. Mit dem Winddreher auf einer erneute Kreuz, kam dann auch der Strom aus der falschen Richtung dazu. Jetzt war Ortskenntnis gefragt, die keiner von uns hatte, daher galt: Schauen, wo die anderen Schiffe Segeln. Mit über fast 4 Knoten Gegenstrom ging es auf die eng stehenden Brückenpfeiler zur. Nach drei Anläufen, in denen es fast unmöglich schien gegen die Gewalt der Strömung anzukommen, hatten wir es doch geschafft. Doch damit war es noch lange nicht vorbei. Wenige hundert Meter die nächste Brücke und vor uns weiter 3 Knoten Strom. Etwas zu spät sind wir dann unter Land, entlang der Strömungsabrisskante weiter, sodass inzwischen der Anschluss zu den Booten voraus unmöglich schien.
Foto: Letzte Brücke Passiert (Farö-Brücke)
Wer sich Rund Seeland als gemütliche Segelregatta vorstellt, liegt hier völlig falsch. Auf 14 Seemeilen schafft man es mit Leichtigkeit über 60 Wenden hinzulegen, an Schlaf ist also auch nicht zu denken. Erst zum späten Abend, als die Spitze von Mön schon zu sehen war, ging es wieder ins Wachsystem und 3 Leute durften kurz die Augen zu machen.
Bis vor Kopenhagen verging die Zeit wie im Flug, doch wie es immer so ist, gehört wohl auch eine Flaute zu einer Regatta dazu. Vielleicht hatte die Überführungsflaute zwei Tage zuvor, genau vor Kopenhagen doch ihren Nutzen gebracht, denn Ortskundig wie wir nun waren, überholten wir dort mit 0,00 Knoten Wind und 0,1 Knoten mehr Strom, die X-43 unserer Gruppe und konnten uns so kurzzeitig an Platz 1 unserer Gruppe setzen. Erst gegen 10:00 Uhr kam ein Windhauch zurück, der uns Richtung Norden brachte.
Nach 1 Tag 20h 5min. 4sek. ging es als zweites Boot unserer Gruppe über die Ziellinie und damit gerechnet ein erfolgreicher 1. Platz Cruiser der Rund Seeland-Regatta 2018.
Insgesamt ist die Regatta eine wirklich tolle Veranstaltung mit 157 Booten insgesamt, die man unbedingt weiter empfehlen kann.
Foto: Rücküberführung nach Rostock, Insel Mön im Hintergrund.