>> live tracking der Universitas <<
Tag 14 und Tag 15 →Oostende und Nachtfahrt nach Amsterdam
Zur Seefahrt gehört irgendwie auch Landgang. Da wir leider nicht mehr unendlich viel Zeit haben, bis wir in Rostock sein müssen, schmiedeten wir einen Plan: ausschlafen, vormittags die Stadt angucken und anschließend in den Sonnenuntergang segeln.
Oostende ist eine kleine Stadt an der Nordseeküste mit etwa 70.000 Einwohnern. Es ist problemlos möglich, in ein paar Stunden einen Eindruck zu bekommen. Da die Stadt im zweiten Weltkrieg durch Bombenangriffe weitgehend zerstört wurde, gibt es kaum noch historische Gebäude oder andere Sehenswürdigkeiten. Wir spazierten ein wenig durch die Stadt, probierten belgische Pommes und genossen den Sonnenschein.
Doch natürlich zog es uns bald wieder aufs Wasser. Bei 17 bis 18 Knoten kamen wir auf Halbwind gut voran. Gegen 22 Uhr passierten wir die Einfahrt zum Hafen nach Rotterdam. Wieder einmal waren wir sehr froh, dass wir AIS an Bord haben und so zeitig andere Schiffe sehen können und auch gesehen werden. Bei so viel Verkehr ist es unvermeidlich, auch den großen Schiffen nah zu kommen. Leider hat man in diesem Moment oft keine Kamera zur Hand…
Kurz nach Sonnenaufgang gab es dann eine Premiere für die Crew und das neue Boot: die Universitas in einer Schleuse. Komischerweise schleust man vom Meer kommend nach unten. Kurze Zeit später erreichten wir die „Amsterdam Marina“, in der wir uns aktuell befinden. Crewwechsel heißt auch immer Arbeitsmodus: Wäsche waschen, Taschen packen, Bilge putzen, Deck schrubben …
Parallel dazu müssen 12 hungrige Mägen gefüllt werden. Vielen Dank an Inken an dieser Stelle!
Wenn man schonmal in Amsterdam ist, muss man natürlich auch ein wenig die Stadt besichtigen. Das ist der Plan für den heutigen Nachmittag. Morgen geht es dann mit frischer Crew nach Helgoland weiter. Da die Fahrt mehr als 24 Stunden dauern wird, werdet ihr morgen nichts von uns hören.
Heute verlassen Inken, Tim und Achim das Boot. Neu an Bord sind Clara, Janne, Anna-Maria und Marco. Wir freuen uns auf eine tolle letzte Überführungswoche mit vielen Meilen, viel Spaß und einer guten Ankunft in Rostock.
Grüße aus Amsterdam!
Log-Stand seit Dun Laoghaire: 978 SM
Tag 13 → 1 Tag, 3 Länder, 3 Spinnaker
„Dover Port Control, this is Sailing Vessel Universitas. We request permission to leave port via the eastern entrance.”
Wie wir in den Hafen eingelaufen sind, so verlassen wir ihn auch wieder: Unter den wachsamen Augen der Schiffslotsen dürfen wir kurz nach Hochwasser auslaufen. Unser Ziel für heute ist Oostende in Belgien.
Zunächst heißt es jedoch, eine der meist befahrenen Wasserstraßen der Welt zu queren. Genau nach Vorschrift durchfahren wir im 90°-Winkel das Verkehrstrennungsgebiet zwischen England und Frankreich. Doch natürlich müssen wir auch den Spirit bewahren, der die Universitas auszeichnet. Getreu unseres Mottos „Lass mal Spi ziehen“ kurven wir unter Gennaker zwischen den Frachtern und Tankern Richtung Frankreich. Der Ärmelkanal ist an dieser Stelle überraschend schmal, wenn man so ein gutes Boot hat, wie wir. So können wir bald den ersten Flaggenwechsel des Tages vollziehen. Ole übernimmt als Skipper diese Aufgabe pflichtbewusst.
An der Küste sehen wir nach und nach Calais, Dünkirchen, De Panne und Nieuwpoort vorbeiziehen. Flaggenwechsel Nummer 2. Es ist schon wieder ein absolut traumhafter Segeltag. Wir fragen uns langsam, womit wir das verdient haben.
Kurz vor Oostende treffen wir noch auf zwei andere ambitionierte Boote, mit denen wir uns eine kleine Regatta liefern. Da wir in den letzten Tagen die Manöver kräftig geübt haben und auch unsere Taktik den Gegnern überlegen ist, sind wir die ersten an der Mole. So kann es doch weitergehen!
Da Segeln ja für uns Sport ist, haben wir im Laufe des Tages 3 verschieden Gennaker benutzt. Vor allem beim Bergen und Packen merkt man, dass das neue Boot und damit die Segel wesentlich größer sind.
Morgen Vormittag werden wir ein wenig die Stadt besichtigen und natürlich Pommes essen (vielleicht sogar zum Frühstück). Über Nacht fahren wir dann nach Amsterdam, wo schon der nächste Crewwechsel ansteht. Die Tage vergehen wirklich wie im Fluge!
Grüße von der ganzen Universitas-Crew!
Tag 12
Heute hatten wir einen perfekten Segeltag. Bereits kurz nach dem Auslaufen aus Brighton können wir einen Running Gennaker setzen. Da wir zunächst Bilder vor der Steilküste machen wollen, entscheiden wir uns für den sonnengelben Starkwindgennaker (A4) statt dem weißen A2. Für das perfekte Foto fehlt eigentlich nur noch ein schwarzer Greif im Segel in Anlehnung an unseren Vereinsstander. Der Wind frischt langsam auf und so ist das Segel auch für den Wind eine gute Wahl. Kurze Zeit später erfolgt das Tageshighlight: wir überqueren den Nullmeridian, den Äquator des kleinen Mannes. Jonas wird zum Neptun auserwählt und überlegt sich kurzfristig einen passenden Spruch: „Neptun, du alter Wicht, der kleine Äquator ist in Sicht. Mit diesem Schlückchen Alkohol, lasse uns passieren wohl“. Auf dem Weg nach Dover müssen wir zwischen der Küste und dem Verkehrstrennungsgebiet in der „inshore traffic zone“ segeln. Bei der vorherrschenden Windrichtung stehen daher mehrere Halsen auf dem Programm. Wir nutzen die Gelegenheit, um uns erstmals bei stärkerem Wind an die Halsen heranzutasten. Bereits 2 sm vor Dover müssen wir uns bei Dover Port Control über Funk anmelden. Danach muss jeder weitere Schritt über Funk abgesprochen werden. Als wir an die Marina weitergegeben werden, haben wir endgültig das Gefühl auf einem Flughafen zu sein. Da hat sich der Funkschein mal richtig gelohnt. Mit unserem Tiefgang müssen wir im gezeitenunabhängigen Wellington Dock anlegen, welches nur durch Öffnung einer Schwenkbrücke erreicht werden kann. Der Yachthafen selbst ist recht unspektakulär, allerdings haben wir direkt Aussicht auf Dover Castle.
Tag 11
Nach unserem gestrigen Landtag zieht es uns heute wieder aufs Wasser. Unser Ziel ist die Küstenstadt Brighton. Um 7:45 Bordzeit legen wir in Cowes ab und kreuzen bei 6 bis 10 kn Wind aus dem Solent gen Osten. Dabei müssen wir auf die einlaufenden Tanker und Containerschiffe achten, die nach Southhampton fahren. Nach dem Betonklotz „No Man‘s Land“ können wir mit einem Schrick in den Schoten auf ein Tonnenpaar zwischen zwei Sandbänken zusteuern, nach denen wir weiter abfallen. Noch reicht der Windwinkel nicht ganz aus, um den Gennaker zu setzen. Daher fahren wir zunächst noch etwas höher, um dann getreu dem altbewährten Motto „lass mal Spi ziehen“ auf den A3 zu wechseln. Selbst mit dem kleinen Schlenker erreichen wir Brighton bereits um 15 Uhr Bordzeit. So haben wir Zeit für einen ausgiebigen Spaziergang entlang der Kreidefelsen nach Osten. Zurück an Bord unterhalten wir uns mit unserem deutschen Nachbarn, der uns ein paar hilfreiche Tipps für die deutsche Nordseeküste geben kann. Am Abend ist nochmal kurz Aufregung an Bord, ob der Wasserstand im Hafen zu Niedrigwasser wirklich ausreicht. Der Hafen neigt zur Versandung und die Tiefenangaben passen nicht. Nach mehreren Rechnungen und Rücksprache mit dem Hafenmeister sind wir allerdings beruhigt und können den Abend ausklingen lassen.
Tag 10
Nach den anstrengenden letzten Tagen mit wenig Schlaf starten wir heute ganz gemütlich in den Tag. Im Anschluss an ein ausgiebiges Frühstück machen wir uns zunächst auf eine Erkundungstour durch den Yachthafen von Cowes.
Am vergangenen Wochenende fanden hier die IRC Nationals statt. Deshalb können wir einige schnelle Boote besichtigen. Der Anblick von Fast 40s und TP52s lässt das Herz mancher Crewmitglieder höher schlagen. Danach erfolgt ein ausgiebiger Stadtrundgang. Während wir an der Küste der Isle of Wight entlangschlendern, überholen wir so manches Segelboot, das im Gegenstrom des Solent scheinbar auf der Stelle steht. Auf unserem Weg kommen wir auch am Royal Yacht Squadron vorbei, wo gerade die Startkanone fürs Fastnet Race in Schuss gebracht wird. Schon träumen wir von einer möglichen Teilnahme in zwei Jahren. Die nächsten Tage planen wir, uns entlang der englischen Küste entlang nach Osten zu hangeln.
Tag 9
Nach dem Crewwechsel in Cherbourg startet am Sonntag die zweite Woche der Überführung der neuen Universitas. Schon länger steht fest, dass wir an Cowes nicht einfach vorbei segeln können. Nach einigen Tagen an der französischen Küste ist es eh mal wieder Zeit für einen Länderwechsel inklusive einer weiteren Kanalüberquerung.
Im Hafen ist der Wind noch vielversprechend, doch kurz hinter der Mole stehen wir in der Flaute und treiben zudem noch in die falsche Richtung. Ein alternatives Ziel oder den Motor zu starten, kommt allerdings nicht in Frage. Stattdessen wird eine Wassermelone zum Zeitvertreib verspeist und einige nutzen die Möglichkeit zur Seedusche. Unser Durchhaltevermögen zahlt sich aus: Schon bald frischt es auf und ein stabiler Nordostwind bringt uns sogar schneller als erwartet nach Norden. Da sind die sieben Seemeilen Flautenrückstand zum zuvor berechneten Routing im Nu eingeholt.
Nach einiger Zeit kommt die Steilküste der Isle of Wight in Sicht. Dazu dreht der Wind raumer und wir können den A3-Gennaker setzen. So ist das Panorama perfekt. An den Needles biegen wir ab und nehmen Kurs auf Cowes. Im Solent strömt es zu Beginn noch mit vier Knoten gegen an. Bei 9 kn Bootsspeed ist die Geschwindigkeit über Grund aber noch in Ordnung. Während unserer Passage kippt der Strom zu unseren Gunsten. Das ist auch gut, denn der Wind flaut zunehmend ab. Am Abend erreichen wir schließlich Cowes.