Mit einer auf 6 Menschen reduzierten Crew geht es in der zweiten Woche voller Vorfreude auf die vielen Schären weiter. Noch am Samstagnachmittag, nachdem alle Sachen gewaschen und das Boot reich mit frischem Gemüse beladen wurde, legen wir wieder ab. Ein ASVzR-Treffen steht an. Moritz und seine Freundin sind mit dem Boot seiner Eltern von Stockholm in Richtung Rostock unterwegs und auf Långskär kreuzen sich unsere Kurse. Beim gemeinsamen Grillen stoßen wir auf unsere Zusammenkunft an und tauschen unsere Erlebnisse der letzten Zeit aus. Ab dem alltäglichen Einbruch der Mückenzeit klingt dann der Abend unter Deck beim Kartenspiel aus.
Am nächsten Morgen geht es für die beiden Vereinskollegen früh weiter. Sie sind in einem etwas anderen Tempo unterwegs und haben nur eine begrenzte Zeit in Anblick des andauernden Südwindes für den Weg nach Rostock übrig. Bei uns steht die ganze Woche Buchtenbummeln an. Dementsprechend entspannt werden die Segeltage kurz und die Liegezeiten lang. Langeweile kommt dennoch nicht auf. Viel mehr wird unser hoher Tiefgang von 2,80 m zunehmend deutlicher. Immer wieder müssen wir uns bremsen und vorsichtig durch die engen Fahrwasser tasten. Heute brechen wir dann auch den Rekord im Langzeit-Anlegemanöver-Fahren. Zunächst benötigt die Ansteuerung der Bucht viel Zeit. Als dann der Heckanker nicht richtig hält, kommt unser Schlauchboot wieder zum Einsatz. Der Felsen geht steil in die Tiefe. So loten wir ganz analog mit einem zweiten Anker die gesamte Anlegestelle aus und legen letztendlich seitlich am Felsen an. Dank unseren zwei erfahrenen Schärenseglern an Bord funktioniert alles reibungslos und sicher. Der Abend wird heute bei einem Uni-typischen Lagerfeuer verbracht.
Immer mehr fühlen wir uns im sonst so fernen Fahrtenseglermodus wohl und beschließen so am Montag, das Schlauchboot aufgepustet zu lassen. Fröhlich tanzt es ab jetzt hinter unserer Uni im Kielwasser. Die Schärenwelt wird bei Landsort etwas offener und dünner. So lernen wir die kleinen Inseln von einer ganz neuen Seite kennen. Viel karger und steiniger präsentieren sie sich an dieser Ecke. Doch auch hier finden wir einen ruhigen und geschützten Platz vor Heckanker am Felsen. Inzwischen haben wir uns als Anlege-Team eingespielt und alles funktioniert wie geschmiert. Gemeinsam genießen wir den Sonnenuntergang mit Blick über die ganze Schärenwelt auf dem höchsten Punkt der Insel, der wie immer erklommen werden muss. Zu unserem Erstaunen sind die Mücken hier erstaunlich starkwindtauglich und machen uns auch hier oben das Leben schwer. Somit endet auch dieser Abend im Versteckspiel unter Deck.
Am Dienstag machen wir einen Abstecher ans Festland nach Nynäshamn. Dort machen wir uns auf die Suche nach Gas zum Kochen. Unsere Reserveflasche hat sich leider beim Anschließen als leer herausgestellt. Schnell stellen wir fest, dass wir wohl in ganz Schweden nicht fündig werden, da die Anschlüsse nicht passen. So decken wir uns mit Kohle ein und sparen so mit unserer ausgeklügelten, per Handpumpe belüfteteten Grill-Koch-Technik das Gas für die Überfahrten auf. Mit dem Anleger in Brunnsviken auf Ornö machen wir an dem Tag noch die Dusch und WC-Liebhaber in unserer Crew glücklich und lernen ein weiteres idyllisches Örtchen mit freundlichen Menschen kennen.
So langsam setzt bei den Ersten von uns das Zeitgefühl aus. Wir haben uns an das Leben an Bord und auf den Inseln gewöhnt. Die Sonne lacht mit unserer positiven Urlaubsstimmung um die Wette und wir erleben traumhafte Segeltage. Bei unserer üblichen Erkundungstour der Umgebung stoßen wir am Mittwoch auf Styrnäset auf den Kustleden und probieren ein Stück des Wanderweges aus. Hier treffen wir dann auch einen schwedischen Wanderer, der begeistert von der Lebensart und den Städten in Deutschland spricht. Die gleiche Begeisterung für Schweden können wir ihm entgegenhalten. Am Wegesrand finden wir ein flaches Ufer und sogleich entsteht ein Wettstreit im Steineflitschen, welches Paul mit Abstand gewinnt. Später können wir von unserer Bucht aus die hiesige Mittwochsregatta beobachten, welche mitten im Schärenlabyrinth stattfindet und so ganz neuartige Herausforderungen zu stellen vermag.
Den nächsten Tag verbringen wir wieder im Verlegen an die nächste Schäre, diesmal Granholmen, Baden, Kochen, Aufräumen, Erkunden… Es gibt immer irgendetwas zu tun und wie jeden Tag fallen wir mit der Feststellung, dass jede Schäre schöner als die andere ist, völlig erschöpft in unsere Kojen.
Am Freitag steht das Ziel Gräddö auf dem Plan. Dort muss uns Carsten leider verlassen und in den grauen Arbeitsalltag in Rostock zurückkehren. Doch auf dem Weg dorthin lassen wir uns den Segelspaß trotz dessen oder gerade deshalb nicht verderben und verbringen einen weiteren tollen Tag auf dem Wasser und beim Navigieren zwischen den Schären.
Viele Grüße von der Crew der zweiten Woche:
Carsten, Paul, Wolfgang, Jannis, Anabel und Jonas