Die fünfte Woche möchte nicht so recht starten. Die Wettervorhersage sieht derart schlecht aus, dass wir am Sonntag im Hafen bleiben müssen. Draußen wehen 30 bis 40 Knoten aus der falschen Richtung, da erscheint es uns weder sinnvoll noch vernünftig auszulaufen. Stattdessen sehen wir uns in Karlskrona um und hoffen, hier etwas Interessantes zu finden. Wir entscheiden uns zunächst für das örtliche Marinemuseum. Hier ist es warm und trocken, zudem lernen wir einiges über die Geschichte von Karlskrona und Schweden. Beeindruckt sind wir von den damaligen Lebensumständen der Marine und den ausgestellten U-Booten. Den Nachmittag verbringen wir bei einer ausgiebigen Spielrunde und beschließen den Tag mit ausgiebigem Saunieren.
(Bild Karlskrona Wanderung)
(Bild Karlskrona)
Am nächsten Tag stehen wir motiviert früh auf, um ein gutes Wetterfenster nach Hanö zu nehmen. Doch wieder macht der Wind uns einen Strich durch die Rechnung. Nach langem Überlegen bleiben wir wieder in Karlskrona, auch wenn wir die Stadt inzwischen beinahe auswendig kennen. Am Vormittag wird eine Wanderung auf einen Berg mit Aussichtspunkt und hübschem Leuchtturm gemacht. Danach wollen wir unbedingt noch das überall beworbene „längste Haus der Welt“, eine alte Seilerei, sehen. Wie üblich navigieren wir uns per Google Maps dorthin, doch die Straßen existieren in der Realität einfach nicht. Auf der einen steht inzwischen ein Haus, die nächste endet am Stacheldrahtzaun des Marinestützpunkts. Verzweifelt fragen wir einen wachhabenden Soldaten. Der funkt extra seinen Vorgesetzten an, doch wir haben keine Chance - Besichtigung ist nur geführt und mit Genehmigung möglich. Nach dieser Enttäuschung vertreiben wir uns die Zeit mit „Window-Shopping“ und besorgen uns endlich den schwedischen Blaubeerjogurt, von dem wir seit Anfang des Urlaubs träumen.
(Bild Gruppenbild in Karlskrona)
Inzwischen haben alle genug von der Stadt. So wagen wir am Dienstag endlich den Absprung. Die 30 Meilen werden trotz besserer Vorhersage auch an dem Tag nicht angenehm. Immer wieder müssen wir bei durchziehenden Fronten abdrehen und verschenken wertvolle Strecke, die wir uns gegen den Wind gerade erkämpft haben. Tief in unseren Krägen und Kapuzen verstecken wir uns vor erbsengroßen Hagelkörnern. Am frustrierensten ist die letzte Front direkt vor der Hafeneinfahrt von Hanö, welche uns beim Segelbergen unterbricht. Mit Hochgeschwindigkeit düsen wir wieder in die andere Richtung. Endlich angekommen, versuchen wir in einer Regenpause die Insel anzuschauen. Vom höchsten Punkt aus kann man in beeindruckender Weise die Fronten beobachten, die über die Ostsee wüten. Lange währt die Ruhe jedoch nicht. Im Dauerlauf flüchten wir wieder zurück zum Boot. Doch die Insel hat uns mit ihrem einzigartigen Charakter in ihren Bann gezogen und wir sind uns einig: Hierhin wollen wir unbedingt noch einmal zurückkehren.
(Bild Hanö)
(Bild Hanö Leuchtturm)
(Bild Fronten)
Leider bleibt uns nicht mehr so viel Zeit. Deshalb legen wir am folgenden Tag früh ab und fahren bei bestem Wetter unter Gennaker nach Bornholm. Dort erreichen wir am Mittag Allinge. Als touristisches Highlight gilt in der Nähe ein 20 Meter hoher Wasserfall, zudem wir mit dem Inselbus fahren. Leider fließen zu der Jahreszeit nicht die beeindruckenden Mengen Wasser hinunter, wie wir uns erhofft hatten. Der dschungelartige Weg dorthin war dennoch die Reise wert, ebenso die vielen Brombeeren, welche wir am Wegesrand finden. Für die Rückfahrt fehlt uns leider dänisches Bargeld, die Ticketpolitik Bornholms ist für uns undurchschaubar. Nach langem Überlegen hat der Busfahrer zum Glück Mitleid mit uns und nimmt uns dennoch mit, einen ganz großen Dank an dieser Stelle!
(Bild Wieder mal 12 Konten)
(Bild Wasserfall Bornholm)
(Bild Wasserfall Wald)
Am Freitag müssen uns Anabel und Jannis leider verlassen. Deshalb machen wir am Donnerstag einen letzten langen Schlag direkt nach Gedser. Auf der Route bleibt uns keine Zeit zur Ruhe. Den ganzen Tag fahren wir entlang der örtlichen, vielbefahrenen Schifffahrtsroute. Andauernd müssen wir auf die vielen Frachter achten und leider immer wieder ausweichen, weil wir einfach ignoriert werden. Plötzlich entdecken wir in einem Wolkenband zahlreiche Wirbel, welche immer größer werden und sich zu Wasserhosen verwandeln. Voller Ehrfurcht beobachten wir das Naturschauspiel und sind froh, dass sie ich erst in Lee von uns gebildet haben.
(Bild Wasserhose)
(Bild Sonnenuntergang)
Den Freitag verbringen wir bei viel Regen in Gedser, da wir auf Hauke als neuen Schiffsführer warten müssen, der erst am Abend dazustoßen kann. Fast schon heimisch fühlen wir uns beim üblichen Spaziergang zum südlichsten Punkt Dänemarks. Am Nachmittag wagen wir uns an einen Kuchen, mit dem wir Hauke zu seinem Geburtstag überraschen wollen. Mit dem kleinen Gasbackofen wird dies zur Herausforderung. Doch durch fünfminütiges Wenden des Bleches glückt das Experiment, genauso wie das Sahneschütteln im Marmeladenglas.
(Bild Gedser)
Die Woche über haben wir den Törn schon in einen Herbsttörn umgetauft, doch am Samstag kehrt das Sommerwetter zurück. Wir machen einen kurzen Schlag rüber nach Nysted. Bei traumhaftem Sonnenschein verbringen wir unseren letzten Urlaubstag in dem verträumten Fischerort, genießen dänisches Eis mit vielen Streuseln und besuchen die Fasane im Schlosspark.
(Bild Nysted Einfahrt)
(Bild Nysted Hafen)
(Bild Nebelmorgen)
Am Sonntag steht die Rückreise nach Rostock an. Der Tag weckt uns mit Flaute und Nebel, wird dann aber noch einmal zu einem ruhigen, aber schönen und warmen Segeltag. Vor Warnemünde werden wir fröhlich winkend von Janne und Lukas auf Philippa begrüßt und am Steg von vielen helfenden Händen unserer Sommertörn-Crew empfangen.
(Bild Ankunft)
An der Stelle endet unser 5-wöchiger Urlaub. Wir hatten eine traumhafte Zeit, fast immer gutes Wetter, haben 4 Länder besucht, unglaubliche Landschaften gesehen, zu denen man sonst nicht einfach so gelangt. Während der 1776 Seemeilen konnten wir unsere neue Universitas ausführlich kennen lernen und sind von ihrem Potenzial begeistert. Alle haben sich vom Geschwindgkeitsrausch anstecken lassen, eine 8 am Anfang auf der Logge wird inzwischen als normal angesehen, eine 9 und 10 beeindruckt uns nur noch wenig. Nun bleibt uns nur noch Danke zu sagen, Danke an unsere Sponsoren, die uns das neue Schiff möglich gemacht haben, an die VR-Bank, die uns so kräftig unterstützt, an die vielen Menschen, welche uns immer wieder helfen, unsere Ideen zu verwirklichen und den Verein bilden, der uns diese Erlebnisse überhaupt ermöglicht. Danke für diesen unglaublichen Sommertörn 2019!
Liebe Grüße von der Crew der 5. Woche
Rico, Max, Jan-Eric, Friedrike, Hauke, Anabel, Jannis und Jonas