Im Folgenden werde ich über die Teilnahme der Universitas an der KIWO 21 aus meiner Sicht berichten.
Geplant war es am Donnerstagabend, den 02.09., abzulegen und Kurs gen Kiel zu setzen um dort am Welcome Race von Kiel nach Travemünde (Ich dachte zu diesem Zeitpunkt, dies sei der Kurs) teilnehmen zu können. Für mich begann der Törn aber schon am Tag vorher mit dem erfolgreichen Ablegen der letzten Prüfung des Semesters und anschließender Fahrt nach Hamburg um dort Ölzeug zu kaufen. Bisher hatte ich die Uni nur einige Male bei gutem Wetter beziehungsweise nur im Küstenbereich erleben dürfen. An weiterer Segelerfahrung fehlte es mir bis dahin. Am Donnerstag war ich somit neu eingekleidet und frei von Verpflichtungen und erklärte mich daher bereit, mich um die letzten Aufgaben und den Einkauf zu kümmern. Das Abholen von Segeln vom Segelmacher stellte dabei noch kein Problem dar, die Planung der Versorgung von 10 Seglern gestaltete sich jedoch für mich mit der fehlender Vorerfahrung schwieriger. Sind 10 Bananen nicht viel? Wie viel Kartoffeln mag man wohl schon essen, bestimmt nicht mehr als 1.5kg! Der Flieger (Jonas) half mir deshalb beim Essensplan und Einkauf für das Wochenende.
An Board fanden wir uns dann am Donnerstagabend zu siebend, die restlichen drei Crewmitglieder wählten den Landweg nach Kiel. Als wir nach dem Einräumen des Bootes dann endlich ablegten, war die Sonne bereits untergegangen und die Nacht brach mit sternenklarem Himmel und noch ohne Mondschein herein. Ich war der Teil der zweiten Wache und konnte mich somit nach Passieren der Molenköpfe und dem Segel setzen in die Koje legen. Wind und die typische kurze Ostseewelle sorgten für ein stetiges Stampfen des Rumpfs durch die Nacht. In der Wachpause konnte ich unter der Flut der neuen Eindrücke kaum zur Ruhe finden und begann unter Deck langsam, aber sicher mit leichter Seekrankheit zu kämpfen. Während meiner Wache an Deck legte sich das zum Glück wieder. Wegen weiterer Ausfälle aufgrund von Seekrankheit verlängerte ich meine Wache, um die Crew etwas zu entlasten. Später unter Deck war ich jedoch selbst auf den Eimer angewiesen und bis zum nächsten Sonnenaufgang erstmal nicht mehr zu gebrauchen.
Auch nach der Ankunft in Kiel trug mir die Nacht nach und ich hätte mich am liebsten den ganzen Tag irgendwo auf den Steg gelegt. Aber die Uni musste auf die Regatta vorbereitet werden und dies bedeutete, alles von Bord räumen, was Platz und Gewicht kostet und nicht zum Regattasegeln gebraucht wird. Zum Abend gab es Gulasch und glücklicherweise war die Crew mit meiner Essensauswahl zufrieden. Wir legten uns dann zeitig in die Koje, um am nächsten Morgen fit für den Start um 09:00 Uhr zu sein.
Am ersten Regattatag wurden noch schnell die letzten Performancebremsen in den Bus verladen, bevor es hieß: Leinen los! Der Rennen begann dann eher windarm. Spannend war es dennoch für mich, da wir einige für mich völlig neue Manöver fuhren. So etwa der Wechsel von J1 zu J2 in Fahrt (oder war es andersherum…) und das Setzen des Code 0. Zum Ziel konnten wir zumindest den sechsten Platz erkämpfen und bekamen den obligatorischen Räucheraal per Schlauchboot überreicht. Im Hafen legten wir im Päckchen als drittes Boot an, später sollte das Päckchen auf insgesamt stolze sieben Boote anwachsen. Durch den Nebel von Seekrankheit, Prüfungsstress und Flut and neuen Eindrücken wurde mir dann endlich auch klar, dass wir nicht Kiel-Travemünde, sondern Kiel-Eckernförde gesegelt waren und das wir, das was im Bus verstaut war nicht bis zur Rückkehr nach Kiel zur Verfügung haben würden. Zum Glück wurde mir im Vorfeld gesagt, ich solle das Ölzeug an Board lassen. Ich musste somit nur auf die Zahnpasta und ein Handtuch von anderen ausweichen und auf einen Kleidungswechsel verzichten. Zum Abendbrot ließen wir uns den Aal mit Pellkartoffeln schmecken. Da der Start am Sonntag zurück nach Kiel erst um 10:00 Uhr angesetzt war, konnten wir den Abend ausgiebig genießen und sogar eine volle Stunde länger schlafen.
Am nächsten Tag konnte sich mein Ölzeug erstmals beweisen, wobei meine Stiefel teilweise etwas wenig Grip zeigten. In Verbindung mit meinen noch unsicheren Bewegungen an Deck und der Krängung des Bootes waren die Manöver herausfordernd für mich. Zum Bildermachen blieb mir an diesem Tag keine Zeit, denn ich war viel zu sehr damit beschäftig, mit Crew und Boot mitzuhalten. Wir konnten uns an diesem Tag schließlich den fünften Platz sichern und befanden uns am Nachmittag wieder im Hafen Kiel Düsternbrook.
Nach Umladen der Ausrüstung und Abendessen mussten wir zügig ablegen, denn die Windvorhersage drohte mit Flaute für den Rückweg nach Rostock. Die Crew reduzierte sich wieder auf sieben Personen, da einige am Montagmorgen wieder in Rostock sein mussten. Ich war diesmal in der ersten Wache eigeteilt und sah Kiel im Sonnenuntergang mit vielen Heißluftballons in der Luft am Horizont verschwinden. Mit einem neuen Ausfall zum Schulden der Seekrankheit wurde die Wachrotation entsprechend angepasst und ich entschied, auf falschen Stolz zu verzichten und provisorisch eine Vomex-Tablette einzunehmen. Ob ich mich nun an die See mich gewöhnen konnte, das Medikament überaus effektiv war oder einfach nur der Kopf stimmte kann ich nicht sagen, aber ich konnte mich in der Nacht auch unter Deck ohne Probleme, Schwindel oder Übelkeit bewegen und genoss diesen kleinen Erfolg für mich. Später in der zweiten Freiwache weckte mich das Rödeln des Motors. Der Wind hielt zwar noch länger als gedacht durch, nahm jedoch dennoch am Morgen ab und wir konnten uns nur mit Motorkraft vorwärtsbewegen. Zwischenzeitlich frischte der Wind doch wieder etwas auf und wir konnten noch ein paar Stunden unter Segel und Sonnenschein genießen. Den wenigen Wind und das Tageslicht nutzte ich aus, um das Steuern zu üben. Nach und nach zeichnete sich die Silhouette Rostocks am Horizont immer deutlicher ab. Kurz vor den Molenköpfen gaben wir bei absoluter Windstille das Segeln endgültig auf und legten die letzten Meilen zum Verein unter Motor zurück.
Wieder zu Hause angekommen, genoss ich eine ausgiebige Dusche. Beim Abtrocken stellte ich dann auch fest das mir der Törn nicht nur bleibende Erinnerungen, sondern auch Muskelkater sowie eine Vielzahl von interessant geformten und gefärbten blauen Flecken beschert hatte. Insgesamt war die Regatta eine äußerst bereichernde Erfahrung für mich, die mit nichts anderem, was ich bisher erlebt habe, vergleichbar ist. Vor allem das Segeln und die Navigation bei Nacht und ungemütlicher See haben mich beeindruckt. Ich war beeindruckt, wie die anderen Crewmitglieder sich auch in der Dunkelheit sicher an Deck bewegten und ihre Erfahrungen im Umgang mit dem Schiff zeigten. Über meine Zeit im Verein, erhoffe ich mir nun noch viel dazuzulernen und so immer mehr Aufgaben und Verantwortung an Bord übernehmen zu können. Bisher konnte ich die Crew mit meinem Einsatz bei der Winterarbeit überzeugen, in Zukunft dann hoffentlich auch mit meinen Segelleistungen ;)
Ein großer Dank gilt den Sponsoren der SY Universitas: der Rostocker Volks- und Raiffeisenbank eG, der Rostocker VR-Versicherungskontor GmbH, FleetMon, der Hanseatischen Brauerei Rostock und der Segelwerkstatt Warnemünde
Bericht von Martin Kagerah