Am Samstagmorgen des letzten Oktoberwochenendes legten 10 Unisegler*innen, die auch nach unserer vollen Saison immer noch nicht genug hatten, zu einem letzten späten Herbsttörn ab.
Bei bedecktem Himmel und on-off Nieselregen segelten wir nach Nordwesten, das Ziel sollte Bagenkop sein. Während die einen Spi steuern übten und dem Wetter an Deck trotzten, legten einige andere sich lieber nochmal für ein paar Stunden in die Koje. Törns zu nutzen, um Schlaf nachzuholen, ist bei uns ja mittlerweile auch eine bekannte Strategie und funktioniert überraschend gut… Zum Mittagessen gab es leckeren Milchreis, der alle wieder etwas aufwärmte und schließlich kamen wir nach einem langen Tag im ziemlich leeren Hafen von Bagenkop an. Da der Hafen nach Westen liegt, hatten wir gehofft, dass der Sturm und das Hochwasser eine Woche vorher hier keine Schäden hinterlassen hatten, aber sicher wussten wir es nicht. Als wir ankamen, war es bereits dunkel und so fuhren wir sehr langsam und vorsichtig und mit einer starken Taschenlampe bewaffnet in den Hafen hinein. Zum Glück schien Bagenkop aber wirklich verschont geblieben zu sein und wir konnten an einem Platz direkt an der Mauer festmachen.
Während ein Teil der Crew noch die Fock legte und an Deck aufräumte, fingen einige andere schon an zu kochen und unter Deck Platz zu schaffen, sodass wir bald alle warm, trocken und mit leckerem Abendessen zusammensaßen. Nachdem einer der Töpfe gespült war, gab es natürlich auch die erste Runde Glühwein und wir ließen den Tag gemütlich ausklingen.
Weil die Crew sich für das Wochenende entspanntes Segeln gewünscht hatte, war für den Sonntag ein kürzerer Schlag geplant, dessen Ziel aber noch nicht feststand. Uns standen mehrere Inseln zur Auswahl und schließlich fiel die Wahl auf Vejro, eine kleine Insel nördlich von Lolland, die sehr schön sein sollte (trotzdem würden wir sie zukünftigen Uni-Crews nicht weiterempfehlen, aber dazu später mehr…).
Am Sonntagmorgen segelten wir also zurück um die Südspitze von Langeland und bogen dann nach Norden ab. Die Sonne kam heraus und auf dem neuen Kurs konnten wir wieder den Spi ziehen. Perfekt!
Bei um die 20 kn Wind von hinten kamen wir gut vorwärts und hatten am Steuer abwechselnd unseren Spaß. Schon seit mittags hatte sich der Horizont hinter uns immer weiter verdunkelt und kurz vor Vejro waren wir uns dann sicher, dass eine Gewitterzelle auf uns zukommt und wir es davor nicht mehr in den Hafen schaffen. Also nahmen wir den Spi runter, setzten die Fock und bogen nach Osten ab, genau die entgegengesetzte Richtung zu unserem eigentlichen Ziel, um dem Schlimmsten vielleicht noch aus dem Weg zu gehen. Bald hatte die Zelle uns eingeholt und der Wind nahm immer weiter zu. Als wir uns gerade entschieden hatten die Fock auch noch zu bergen, fegte plötzlich eine 35 kn Böe über uns hinweg. Auf dem Vorschiff fühlten wir uns unangenehm zum Beginn der WM im August zurückversetzt… Kaum hatten wir die Fock unten begann es in Strömen zu regnen und bald darauf ließ der Wind auch schon wieder etwas nach. Von dem tatsächlichen Gewitter-Teil der Gewitterzelle bekamen wir nichts mit. Immerhin. Nach etwa einer Dreiviertelstunde war der ganze Spuk vorbei, die Sonne kam wieder hervor. Wir konnten umdrehen, das Groß bergen und in den Hafen einlaufen. Dort waren wir alleine, bis auf ein Motorboot, was aussah, als ob es dort langfristiger liegen würde. Das Erste was uns auffiel waren die Fasane, die auf der an den Hafen angrenzenden Wiese herumliefen.
Wir waren etwas verwundert, fanden dann aber heraus, dass man die dort wohl jagen darf. Da es noch früh am Nachmittag war, machten wir uns auf den Weg zu einer Inselerkundungstour. In der Mitte der Insel fanden wir Felder mit Rehen, Kaninchen und noch mehr Fasanen und kamen nach kurzer Zeit am anderen Ende der Insel am Strand raus. Vejro ist wirklich nicht groß. Wir liefen am Strand entlang langsam zum Hafen zurück und machten zwischendurch einige Steine-flitsch-Stops. Auf dem letzten Stück vor dem Hafen stellten wir fest, dass wir für den Sonnenuntergang die falsche Richtung um die Insel gewählt hatten. Dafür konnten wir dann beobachten, wie die untergehende Sonne sich im Mast der Uni spiegelte. Auch gut. Zurück an Bord kochten wir Abendessen, auf das der obligatorische Glühwein folgte. Heute kamen auch die Lebkuchen und die Kartenspiele aus ihrem Versteck und so verbrachten wir einen sehr gemütlichen Abend.
Der Montagmorgen begrüßte uns mit strahlend blauem Himmel und bestem Wind. Wir wollten weiter nach Stubbekobbing. Eigentlich. Denn schon am Vorabend hatten wir festgestellt, dass der Wasserstand etwas gefallen war und als wir nun ablegen wollten, mussten wir feststellen, dass wir nicht mehr aus der Hafeneinfahrt herauskommen würden. Also machten wir erstmal wieder fest und fingen an Pegelvorhersagen zu checken. Erstes Ergebnis: Erstmal Mittagessen kochen und abwarten. Nachdem wir gegessen hatten, stand dann fest: Wir bleiben den Tag über hier. Das Wasser sollte erst in der Nacht wieder hoch genug steigen, dass wir ohne Probleme ablegen können würden. Das bedeutete auch, dass wir Wachen bilden und von Vejro nach Rostock durchfahren würden. Das war’s dann wohl mit ‚entspanntem Törnsegeln‘, aber die Crew hat es mit Humor genommen. Schließlich sind solche Aktionen ja auch ein bisschen charakteristisch für uns und so haben wir nachher was zu erzählen…
Den Tag auf Vejro vertrieben wir uns, indem wir vom Hafen aus kreuz und quer über die Insel spazierten. Wir stießen auf einen sehr schönen, kleinen botanischen Garten, liefen durch einen Wald, an den Strand, zum privaten Flugfeld der Insel, über eine Schafkoppel durch einen schönen, kleinen Streifen Küstenwald und über Wiesen durch die Mitte der Insel wieder zurück.
Nach Sonnenuntergang fanden sich nach und nach alle wieder an Bord ein und nach dem Abendessen besprachen wir den Plan für den letzten Schlag nach Hause. Von den drei Wachen, die wir bereits eingeteilt hatten, würde die erste irgendwann zwischen ein und zwei Uhr nachts ablegen und vermutlich erstmal ein bisschen motoren. Der Wind sollte erst am frühen Morgen einsetzen, laut Vorhersage aus Nord-West, sodass die zweite Wache nach drei Stunden hoffentlich schon unter Segeln übernehmen sollte. Die dritte Wache würde in der Nacht am meisten Schlaf bekommen und dann vermutlich irgendwo vor Rodby übernehmen und hoffentlich gut ausgeruht sein, für den Verkehr mit dem man dort immer rechnen muss. Wir schauten noch einmal auf die Karte und gingen dann auch recht bald schlafen.
Das ablegen klappte diesmal ohne Probleme, die beiden Wachen die unter Deck schliefen bekamen überhaupt nichts davon mit. Der frühe Morgen begrüßte uns mit Nebel und Nieselregen, sodass wir innerhalb von kürzester Zeit nass und ziemlich kalt waren. Wenigstens stimmte die Windvorhersage, sodass wir mit dem Spi einigermaßen vorankamen. Von einem heftigen Winddreher abgesehen, der uns kurz ziemlich verwirrte, weil wir plötzlich eine 90° Kurve fuhren, verlief unsere Wache auch sehr ruhig. Und als wir uns zwischen sieben und acht Uhr morgens aus unseren klammen Sachen schälen und nochmal in die Kojen kuscheln durften, beschwerten wir uns darüber auch definitiv nicht.
Als wir an Fehmarn vorbei waren passte der Winkel für den Spi nicht mehr und wir mussten ihn bergen. Im Laufe des Tages wurde der Wind auch immer stärker und am Dienstagnachmittag fuhren wir so mit Groß im zweiten Reff und ohne Vorsegel bei über 20kn Rückenwind ziemlich zügig auf Warnemünde zu. Kurz vor den Molenköpfen wurde es dann nochmal spannend, denn natürlich wollten grade gleichzeitig mit uns drei Fähren diese passieren. Eine war vor uns im Fahrwasser gewesen und bog plötzlich nach rechts ab und fuhr ein kleines Stück auf den Strand zu. Wir sahen, dass eine andere Fähre grade auslief und die erste sie wohl vorbeilassen wollte. Außerdem schien sie auch noch auf den Lotsen zu warten, denn als der bei ihr angekommen war bog sie vor uns wieder ins Fahrwasser ein. Die dritte Fähre war im Fahrwasser hinter uns gewesen und kam jetzt schnell näher. Ganz schön eng. Wir hielten uns möglichst auf dem rechten Tonnenstrich und stellten fest, dass wir unter Segeln schneller waren als die hinter uns hereinkommenden Fähre, sodass sie es nicht schaffte uns noch vor den Molenköpfen zu überholen. Also fuhren wir dicht vor ihr durch und wichen dann so schnell wie möglich nach rechts aus, um sie vorbei zu lassen. Mit steif gefrorenen Fingern nahmen wir hinter dem Kreuzfahrtterminal schnell das Groß herunter und machten uns auf den Weg die Warnow runter. Wir nutzten die Strecke um sowohl an, als auch unter Deck schonmal so weit wie möglich aufzuräumen und um die letzten Lebkuchen zu verputzen.
In den letzten vier Tagen hatten wir Regen, Sonne, Flaute und Starkwind, aber vor allem hatten wir eine Menge Spaß und ein sehr schönes Wochenende. Alles in allem also wieder mal ein gelungener Saisonabschluss, der auch gut zu der abwechslungs- und ereignisreichen Saison passt, die hinter uns liegt.