Die Regatta um die 588 km2 große dänische Insel im Rahmen der Warnemünder Woche gehört, wie ich in vielen Geschichten gelernt habe, zu den Klassikern für die Universitas. Und so kam ich zum ersten mal in den Genuss mit 47 Booten um die Wette um eine Insel zu segeln, ohne einen Fuß darauf zu setzen und bei der wichtigsten Frage mit zu diskutieren: Lassen wir die Insel Backbord oder Steuerbord liegen?
Am Montag Morgen wurden die letzten Vorbereitungen getroffen, Verpflegung eingekauft und das Boot regattaklar gemacht. Der Start wurde von der Wettfahrtleitung auf 16:00 verschoben, bis dahin hatte der recht stürmische Wind schon auf 18 kn nachgelassen. Der Start der Startgruppe zwei, zu der wir auch gehörten, wurde nur von wenigen Yachten richtig wahrgenommen und so sind auch wir etwas verspätet über die Startlinie. Nachdem
wir die Molenköpfe passiert hatten, wo wir von unseren Vereinskameraden mit einem riesigen Banner verabschiedet wurden, ging es mit raumen Wind in Richtung Darßer Ort, dort konnten wir in beginnender Abenddämmerung den Spinnaker setzen. Nach dem Abendbrot ging die A-Wache (Hauke, Carsten, Daniel & Sascha) in die Koje und die J-Wache (Jan-Ole, Jannis, Joachim & Johannes) hat bis 02:00 Uhr Hiddensee passiert und
schon einige Meilen in Richtung Bornholm gut gemacht. Danach nahmen der Wind und die Wellen wieder etwas zu und das Schiff schaukelte bei achterlichem Wind weiter in Richtung Insel. Unsere Freiwache war dadurch wenig erholsam, da man in der Koje immer zwischen Lee-Segel und Bordwand hin und her geschleudert wurde. Als Entschädigung kam dafür am frühen Dienstag Morgen die ersehnte Insel in Sicht.
Während wir weiter in Richtung Südspitze segelten konnten wir die "Intermezzo" einholen, die ziemlich bald ohne Spinnaker in unserem Achterwasser fahren musste. An der Südspitze, am Dueodde Fyr, kamen uns dann relativ viele Yachten entgegen, was unsere Stimmung herunterzog, da wir befürchteten, die falsche Entscheidung getroffen zu haben, Bornholm Backbord liegen zu lassen. An der Ostseite der Insel mussten wir dann auf ei-
nen Am-Wind-Kurs gehen und hatten weiterhin guten, jedoch böigen Wind und schönes Wetter. Leider holte die "Intermezzo" auf diesem Kurs wieder deutlich auf und überholte uns dann aber recht umständlich nur wenige (Zenti-)Meter in Luv. Kurz danach konnten wir die entgegenkommende "Tøsen" grüßen, mit einem fast-Sonnenschuss, den uns eine kräftige Bö beschert hat. Als die Nordspitze passiert war, mussten wir bei nachlassendem
Wind kreuzen. Nach dem kulinarisch wertvollen Essen (Nudeln mit Jagdwurstwürfeln und Tomatensoße), dass Daniel gezaubert hatte, ging es für die J-Wache in die Koje. Da inzwischen fast Flaute war und sich die Ostsee auch beruhigt hatte, konnten wir sehr gut schlafen, während der Rest der Crew weiterhin versuchte, schnellstmöglich nach Warnemünde zu kommen und dabei zwischenzeitlich den Kurs aus den Augen verlor und kurz-
zeitig noch mal in Richtung Bornholm segelte.
Zum Wachwechsel um 02:00 Uhr hatte sich ein konstanter Wind mit 6kn aus Südost durchgesetzt. Der Leichtwind-Spi war gesetzt und musste bei zunehmendem Wind bald dem "North"-Spi weichen. Der nächste Segelwechsel wurde notwendig, da der Wind immer weiter Richtung Süd drehte und zu spitz für den Spi wurde, also ging die Genoa hoch, Spi runter. Gegen 05:00 hatte der Wind dann so weit zugenommen, dass die Genoa zu
groß war und wir nun auf die Fock wechseln mussten. Und da die Wettervorhersage weiterhin recht behalten sollte, drehte der Wind weiter auf Südwest und nahm weiter zu, inzwischen auf fast 20 kn, also wurde das Großsegel zum Wachwechsel gerefft. Die folgende Freiwache war durch zunehmende Wellen und damit auch zunehmendem Geschaukel gekennzeichnet, was nicht allen so gut bekommen ist. Um 09:00 Uhr erwachte ich, die
Universitas hatte inzwischen wieder Darßer Ort erreicht und der Wind blies uns recht kräftig um die Ohren. Die letzten abwechslungsreichen Meilen Richtung Warnemünde haben wir dann gemeinsam bestritten. Als die Windböen Geschwindigkeiten bis 35 kn erreichten, haben wir die letzten Apfelringe raus geholt und vernascht, während uns die Sonne und die aufgewühlte Ostsee ein eindrucksvolles Bild boten. Zwischenzeitlich haben wir uns noch an zwei weitere Schiffe heran gekämpft, die wir jedoch nicht mehr überholen konnten. Kurz vor der Ziellinie wurden wir dann noch mal vom Wind überrascht, denn bei unserem Zieldurchgang als 18. Schiff hatten wir fast Flaute.
Nachdem wir uns ordnungsgemäß im Regattabüro zurück gemeldet hatten, ging es zur traditionellen Erbsensuppe und natürlich zum Anlegebier. Unsere Freude über die Ankunft, 12 Schiffe haben es nicht ins Ziel geschafft und sind vorher sichere Häfen angelaufen, wurde nur noch von einem heftigen Regenschauer durchschnitten. Nachdem wir wieder im ASV angelegt hatten und die Universitas aufgeräumt hatten, fehlten nur noch eine warme Dusche, ein leckeres Abendbrot und ein festes Bett und schon konnte man vom nächsten Törn träumen.
Jan-Ole
GER-443 "Universitas