Die Universitas hat im vergangenen Jahr an der MidsummerSail Regatta teilgenommen. Sie führt vom südlichsten zum nördlichsten Punkt der Ostsee, eine Strecke von etwa 900sm. Mit dem Start an Mittsommer sind die Tage lang und die Nächte kurz, was vor allem zum Ende der Regatta, kurz vor dem Polarkreis unvergessliche Nachtwachen garantiert.
Die Universitas hat nicht nur die Regatta gewonnen, sondern auch eine neue Rekordzeit aufgestellt! In 6 Tagen, 12 Stunden, 34 Minuten und 47 Sekunden hat sie die Strecke bewältigt und einen traumhaften Sommertörn quer durch die gesamte Ostsee erlebt. Lest im Bericht und seht hier im Video, was sie erlebt haben!
Im Sommer 2016 erschien auf Segelreporter ein Artikel über eine Regatta quer durch die Ostsee – vom südlichsten Punkt in Wismar, bis zum nördlichsten in Töre. Robert Nowatzki ist der Initiator und war in dem Jahr der auch einzige Teilnehmer. Doch seine Idee von der längsten Langstreckenregatta der Ostsee verbreitete sich mit dem Bericht seiner Reise schnell und begeisterte viele. Er bekam viele Rückmeldungen von Leuten, die so eine Tour unbedingt mal machen wollten, aber seine Meldeliste blieb noch leer.
Auch wir waren sofort gefesselt von der Idee und begannen im Herbst schon mit der Vorbereitung und der Zusammenstellung einer Crew. Als wir Mitte Januar dann im groben einen Plan und genügend Leute beisammen hatten, reichten wir unsere Meldung ein. Robert freute sich sehr über die erste feste Zusage und kam gleich am nächsten Tag bei uns im Hexenhaus vorbei, um weitere Ideen über die Regatta und seine Erfahrungen mit der Vorbereitung zu besprechen.
Für diesen langen Törn hab es dann noch einiges zu organisieren und in Stand zu setzen, da eine Reparatur in Nordschweden schwierig bis unmöglich ist. Elektrik, Maschine und vor allem die Segel müssen zuverlässig funktionieren, aber auch die Navigation muss gut vorbereitet werden. Zumal wir und auch das Schiff diese Gewässer noch nie gesehen hatte und wir keinerlei Seekarten hatten.
Dank dem Sponsoring der OSPA konnten wir ein gutes gebrauchtes Dacron-Großsegel erwerben, dass erheblich zuverlässiger als unsere alte Fahrtensegel-Garderobe ist. Jonas Renken von der Segelwerkstatt Warnemünde hat uns das Segel für unser Rigg passend gemacht und auch alle anderen durchgesehen und uns dazu noch einen Spi gesponsert. Auch Harry Kaltschmidt hat uns mit seinem Yachtservice Rostock mit einem großen Geldbetrag unterstützt, sodass wir einige Ausrüstungsteile erneuern konnten.
Durch unsere gute Vernetzung in der Regattaszene konnten wir eine Kooperation mit dem Adrena-Vertreter für Deutschland aufbauen. Philipp Kay stellt uns die Navigationssoftware inclusive Seekarten für die gesamte Nord- und Ostsee zu einem sehr günstigen Preis zur Verfügung. Als Backup sind natürlich Papierkarten unerlässlich – da möchten wir uns bei Hainer bedanken, der sich mit uns in der Vorbereitung einen ganzen Nachmittag zusammen über die Seekarten gebeugt hat und uns neben den Seekarten viele Tipps für die Reise weitergegeben hat.
Und auch beim Verein möchten wir uns dafür bedanken, dass wir die Universitas vor der Reise noch mit einem AIS ausrüsten konnten. Das erhöht nicht nur die Sicherheit, indem wir von der Großschifffahrt besser gesehen werden und wir andere Schiffe schon auf dem Laptop angezeigt bekommen, sondern ermöglicht auch allen an Land gebliebenen, die Schiffsposition immer zu verfolgen.
Bild: MidsummerSail
Mitte Juni war es endlich soweit und alle Vorbereitungen waren abgeschlossen. Am 19. Juni wurden wir von einer großen Gruppe im Verein verabschiedet und haben uns mit Hajo auf seiner Seascape im Schlepptau auf den Weg nach Wismar gemacht. Dort warteten noch einige abschließende Briefings, Wetterstudien, Einkäufe, Foto- und Pressetermine auf uns. Das Medienecho auf die Veranstaltung war schon im Vorfeld groß und wir waren erstaunt, wo überall über uns berichtet wurde.
Tag 0 (21.06.)
Jetzt ist es endlich so weit. Es ist der längste Tag des Jahres und Start zur MidsummerSail. Alle Vorbereitungen sind abgeschlossen, wir haben einen letzten Landgang erledigt und sind bereit für die längste Regatta der Ostsee. Anderthalb Stunden vor dem Start heißt es Leinen los, damit wir uns wie vor jedem Start noch ein bisschen einsegeln können und den Trubel an Land hinter uns lassen können.
Um 13:00 erfolge an der Seebrücke in Wismar der Start. Etwas verhalten waren wir erst kurz nach dem Startschuss an der Linie, um im schmalen Fahrwasser etwas Platz für die Manöver zu haben. Bei herrlichem Sonnenschein und 3 Bft aus Nordwesten hätte der Start nicht schöner sein können. Auf der Kreuz durch die Wismarer Bucht ziehen wir schnell an den anderen vier Startern vorbei und lassen sie im Kielwasser. Als wir an Poel vorbeisegeln, sind die anderen schon außer Sichtweite und wir werden sie bis ins Ziel auch nicht mehr zu Gesicht bekommen. Schade eigentlich, dass wir die ganze Strecke so alleine gesegelt sind.
Gegen 19:00 schläft der Wind allmählich ein und wir treiben nur noch im Schneckentempo auf das Kap Bukspitze bei Kühlungsborn zu. So können wir das erste Essen an Bord aber ganz entspannt genießen und versuchen das WLAN Passwort des Campingplatzes zu knacken – leider ohne Erfolg.
Um 20:00 beginnen wir dann mit dem Wachsystem. Wir fahren in zwei Wachen mit einem rollierenden System und wachfreiem Schiffsführer: Tagsüber zwei 6-Stunden Wachen und nachts drei 4-Stunden Wachen. Dadurch wechselt täglich die Wach- bzw. Wachfrei-Zeit und jeder kann mal die Vorzüge der Hundewache genießen. In der ersten Wache fahren Jannis Kaminski-Reith (WF), Anabel Plieth und Markus Pinkau. Die zweite Wache wird gebildet von Lennard Groeneveld (WF), Jan-Ole Höppner und Philipp Marienhagen. Hauke Sponholz, der Skipper hat quasi immer und nie Dienst. An ruhigen Tagen bekommt er etwas mehr schlaf, wenn es zur Sache geht und eine Hand mehr an Deck gebraucht wird dafür etwas weniger.
Tag 1 (22.06.)
Gegen Mitternacht kommt endlich der Wind zurück und Kühlungsborn wird kleiner. Bei W2 (2 Bft aus Westen) setzen wir den Spi und machen wieder Meilen Richtung Ziel gut. Am Horizont zieht der Lichtschein Rostocks vorbei und bald sind wir schon auf der dänischen Seite.
Zum Wachwechsel um 08:00 gibt es Frühstück auf der Höhe von Hesnæs und wir wechseln bei etwas zunehmendem Wind auf den neuen, größeren und dickeren S2+ Spi von Jonas.
Im Laufe des Tages stellen wir fest, dass wir immer nur etwa 90% des Target Speeds erreichen. Mit Verpflegung und Segeln bepackt erreichen wir also auf der Langstrecke nicht ganz die Geschwindigkeiten, die wir mit Regattabesegelung und viel Crewarbeit auf der Kante schaffen. Deswegen hängen wir unserem Routing auch schon einige Stunden hinterher – die berechneten Fünfeinhalb Tage bis ins Ziel müssen nochmal neu berechnet werden. Selbst das beste Optimierungs-Programm und die aktuellsten Wetterdaten sind am Ende nur so gut, wie die selbst gesammelten Daten. Also berechnen wir mit den Daten der ersten 24h ein neues Polardiagramm, sodass unsere berechneten Werte mit den tatsächlich gesegelten besser zusammenpassen. Nur so ist ein sinnvolles Wetterrouting möglich.
Am Nachmittag ziehen zwischen Klintholm und Bornholm einige Schauer über uns hinweg und der Wind dreht langsam über Süd auf Ost. Das ist dann natürlich schnell zu spitz für den Spi und wir öffnen unser Überraschungspaket: auf dem Dachboden fand sich ein Segel aus Spinnakerstoff an, das wohl von Manner mal für die alte Universitas geschneidert wurde und eine große DDR-60 trägt. Es lässt sich wunderbar in das Profilvorstag einfädeln und entpuppt sich als eine Art Code-0.
Tag 2 (23.06.)
Mitternacht, O2. Wir sind unter Genua unterwegs und gerade mal wieder knapp einem Gewitter entkommen, das südlich durchzog. Die Sturm-Vorbereitungen waren umsonst und wir können wieder entspannen. Leider hat der Wind gestern Nachmittag zu früh gedreht, sodass wir Sandhammaren bei Kåseberga knapp nicht bekommen und noch einen kurzen Holeschlag segeln müssen. Immer wieder ziehen starke Schauer durch und es ist viel Verkehr nördlich von Bornholm. Wir liegen nicht weit genug östlich, um Verkehr und Landspitzen auf einem Anlieger umfahren zu können.
Den ganzen Tag über kommt der Wind aus NO mit 3 Bft. Mit Genua kreuzen wir den ganzen Tag auf und haben immer noch viel Verkehr. Das AIS macht sich jetzt bezahlt. Wir sehen auf dem Laptop frühzeitig und zuverlässig, ob wir auf Kollisionskurs mit den Frachtern liegen. Wenn es eng ist haben wir immer wieder Funkkontakt mit den Kapitänen, die meist recht freundlich sind und uns ausweichen.
Wir sind jetzt seit 48h unterwegs und haben nur etwa 200sm geschafft. Da haben wir auch schonmal mehr geschafft. Die „K-Frage“ bzw. Eimer-Benutzung hat sich inzwischen für alle geklärt. Wir sind uns alle einig: luxuriöse Toiletten werden völlig überbewertet. Es ist zwar recht bedeckt, aber dennoch legen wir einen ersten Waschtag ein und kippen uns das kalte Ostseewasser über den Kopf.
Am Abend erreichen wir Öland und können nach Norden abbiegen. Der Wind dreht dann auch wieder auf SO und wir können wieder den Spi setzen. Uns erreicht die Nachricht, dass die Bess das Rennen aufgegeben hat und Kåseberga anläuft. Durch den weiterhin angesagten leichten Wind würde ihr Urlaub nicht reichen, um rechtzeitig wieder nach Hause zu kommen. Hajo liegt mit seiner Seascape noch immer auf Rang zwei, dicht gefolgt von der Avanti. Sie haben beide auch schon Bornholm passiert. Auf Rang vier liegt Toll Patsch, der gerade Sandhammaren passiert.
Tag 3 (24.06.)
Gegen 04:00 frischt der Wind auf wir haben jetzt 4Bft aus Süd und gerade die Südspitze von Gotland erreicht. Eine nervige Welle von der Seite macht die wachhabende Crew sehr nass. Zum Wachwechsel wird vom S2 auf den kleineren S4 Spi mit dickerem Tuch gewechselt. Die Welle macht auch das Schlafen nicht gerade einfach. Aber inzwischen sind alle müde genug, dass sie nach einiger Zeit das Kurbeln an den Winschen nicht mehr hören, die aufgehende Sonne nicht mehr sehen und ins Land der Träume entschwinden.
Die kleinen Schiffe hatten eine ruppige Nacht mit Gewitterschauern in der Hanö Bucht. Hajo ist bei einer etwas unkontrollierten Halse mit dem Kopf aufgeschlagen und hat sich leicht verletzt. Als dann auch noch die Hülle seines Tablets gebrochen ist, hat er entschieden, das Rennen aufzugeben. Auf Platz zwei liegend biegt er am Morgen Richtung Kalmar ab. Tolle Leistung, in einem 18 Fuß Boot die 260sm alleine bis nach Öland gesegelt zu sein!
Der Wind über Tag bis auf 5-6 Bft aus Süd auf. Herrliches Segelwetter, den ganzen Tag unter Spi! Es wird fleißig gepumpt und bei 2-3m Welle auch ordentlich gesurft. Zum Mittagessen kommen wir an Visby vorbei und hören im Funk undeutlich, dass unser Schiffsname gerufen wird. Wir funken zurück aber es kommt keine Antwort. Wir denken zunächst, dass es ein Versehen war oder wir uns verhört haben. Später stellt sich heraus, dass die Frauke aus dem ASVzR in Visby liegt und uns auf dem Tracker und im AIS gesehen hat.
Tag 4 (25.06.)
Mitternacht. Wir haben Stockholm erreicht und damit etwa die Hälfte der Strecke geschafft. Unser nächster Verfolger, die Avanti liegt auf Höhe Visby, ist uns also etwa 12 Stunden hinterher. Toll Patsch macht auch gut Geschwindigkeit und liegt etwa auf Höhe Kalmar, östlich von Öland.
Nach einem sehr langen Sonnenuntergang ist die Sonne schließlich unter den Horizont getaucht. Aber es wird jetzt nicht mehr wirklich dunkel! Das macht das Spinnaker fahren durch die Nacht deutlich angenehmer. Man kann den Spi immer perfekt sehen und super trimmen. Mit 5 Bft aus SW machen wir immer noch 8-9kn Fahrt und kommen unserem Ziel in großen Schritten näher.
Seit den frühen Morgenstunden ziehen immer wieder dicke Wolken über uns hinweg, die ab und zu einen Schauer bringen und ständige Wechsel der Windrichtung und -stärke. Bis zum Mittagessen haben wir schon sieben Vorsegel- bzw. Spinnakerwechsel vornehmen müssen. Bis zum Ende Tages werden es 14 Segelwechsel innerhalb von 24h gewesen sein. Nach dem pumpen von gestern schon wieder ein schweißtreibender Tag!
Die Welle steht auch nördlich der Aalands immer noch recht hoch, was das Kochen der Nudeln Arrabiata incl. Gemüse und Salami schnippeln nicht gerade zu einer einfachen Aufgabe werden lässt. Die viele Arbeit und die scharfe Soße heizen uns ganz gut ein, sodass wir kaum bemerken, dass es immer kälter wird. Das Wasser hat noch zehn Grad und die Luft dürfte hier draußen auf See nicht viel wärmer sein.
Tag 5 (26.06.)
Es ist immer noch sonnig, inzwischen aber kalt geworden. Der Wind kommt aus SSW mit 10kn und der Spi ist weiterhin oben. 700 Meilen haben wir seit dem Start nun schon im Kielwasser und liegen auf der Höhe von Vaasa, wir haben die finnische Gastlandflagge oben! Von Land aus erreicht uns die Nachricht, dass in der Yacht wieder eine kurze Nachricht über das Rennen erschienen ist und wir weit in Führung liegen. Die Avanti liegt etwa 170sm zurück und passiert gerade die Aalands. Sebastian hat mit seiner Toll Patsch Stockholm erreicht.
Um 15:00 hat plötzlich jemand den Wind geklaut! Mitten zwischen den vielen Inseln im Norra Kvarken treiben wir umher und haben seit einer Stunde weder Wind- noch Bootsspeed. Das ruft nach einem Badestopp. Nach und nach springen alle in das 8°C kalte Wasser - selbst Jannis. Es ist kalt, richtig kalt! Zum Abendessen setzt der Wind aus NW wieder ein und die Genua wird wieder gesetzt. Das Routing hat uns etwas mehr als sechs Tage Segelzeit ausgerechnet, aber diese stundenlange Flaute war nicht eingeplant! Es könnte knapp werden, morgen noch anzukommen. Immerhin haben wir Empfang und können das Finale des Americas Cup auf dem iPad gucken!
Tag 6 (27.06.)
Acht Uhr morgens, alles grau in grau. Wir hatten die ganze Nacht lang orange glühenden Himmel. Der Sonnenuntergang ging direkt in den Aufgang über. Nur etwa eine Stunde, verschwand der Feuerball unter dem Horizont. Inzwischen ist es superkalt geworden. Unter 10 Grad. Nachts hatten wir nochmal Flaute, zwischendurch konnten wir Spi setzen. Jetzt endlich hat er sich aus NW durchgesetzt und wir fahren mit Genua einen Anlieger zum Törefjord. Es ist kaum Welle, sodass wir mit 7kn Fahrt gut vorankommen.
Tagsüber kommen immer wieder dickere, tiefhängende Wolken vorbei, die Schauer mitbringen. Nur der Steuermann und ein Trimmer sitzen noch draußen, denn es ist inzwischen bitterkalt.
Um 20:00 ist endlich Land in Sicht! Langsam tauchen die Bäume und ein Schornstein auf. Wir fühlen uns wie am Ende der Welt. Der Wind komm immer noch NW mit 3-4 Bft, dreht aber ständig hin und her. Das muss der Landeinfluss sein! Immer wieder müssen die Segel nachgetrimmt werden. Das Routing sagt noch 4 bis ins Ziel – schaffen wir es in unter 6,5 Tagen?
Tag 7 (28.06.)
00:00. Das ist verdammt schön hier! Am Eingang des Töre Fjords stehen viele kleine rote Häuschen, aus denen die Schweden erst skeptisch mit dem Fernglas schauen. Dann kommen sie aber auf die Veranda und winken uns freundlich zu. Ein schöner Empfang am Ende der Ostsee! Und endlich mal wieder grün. Seit Tagen nur grauer- oder auch mal blauer Himmel, blau-graues Wasser und weiße Gischt. Jetzt ist es wieder richtig bunt!
Es wird aber auch nochmal richtig spannend. Der Fjord wird immer schmaler und es liegen immer mehr Steine im Weg. Mit dem Tablet an Deck navigieren wir uns an den Untiefen vorbei und müssen jeden Meter Weg ausnutzen, um durch die engen Passagen des Fjords kreuzen zu können. Teilweise ist das Fahrwasser nur zwei Bootslängen breit und zwingt uns zu so vielen Wenden, wie wir auf der ganzen Reise nicht gefahren sind. Bei 6kn Fahrt und noch 8sm in Ziel werden wir die 6,5 Tage wohl nicht mehr schaffen…
01:23 Ziel! Nach 6 Tagen, 12 Stunden, 23 Minuten und 47 Sekunden überqueren wir die Ziellinie an der berühmten gelben Tonne. Endlich angekommen! Line Honours nach 891sm. Hier liegen wir also am nördlichsten Punkt der Ostsee – allerdings nicht unbedingt am schönsten. Direkt neben den Silos eines ehemaligen Betonwerks findet sich ein kleiner Hafen, der zu einem Campingplatz gehört. Das hält uns aber nicht davon ab, unseren Erfolg zu feiern. Gegen 02:00 bekommen wir im Sonnenaufgang den Pokal und Champagner überreicht.
Die Avanti, eine Dufour 325 mit Gunnar Kuphal und Reinhard Franzke wird zweiter mit drei Tagen und 6h Rückstand. Der Dritte und letzte im Ziel ist dieses Jahr Sebastian Bönigk auf seiner Invader 22 names Toll Patsch. Er räumte aber gleich zwei Preise ab: für die kleinste Crew und das kleinstes Boot im Ziel., nach 11 Tagen und 43min.
Rückreise
Um 16:00 haben wir wieder die Leinen los gemacht und Richtung Haparanda abgelegt. Mit an Bord haben wir Robert, den Regattaleiter und den Sponsor Wieland Steinich. Sie werden in Töre noch auf die anderen beiden verbliebenen Teilnehmer warten und haben jetzt erstmal ein paar Tage frei. Der Hafen von Haparanda muss erstmal noch gesucht werden – der ist gar nicht so einfach zu finden. Er ist nicht wie erwartet in der Stadt zu finden. Nicht einmal in der Nähe. Dank einer EU ohne Roaminggebühren und Google haben wir dann die Koordinaten des „Ostseetempels“ gefunden und erfolgreich angesteuert. Ole und Markus haben in der Zeit das Auto von Robert auf dem Landweg überführt und Verpflegung eingekauft. Die Wartezeit bis zu unserer Ankunft haben sie sich in der Sauna des Segelclubs verkürzt.
29.06.
Kurz nach Mitternacht kommen wir in dem kleinen Haparanda Yacht Havn an. Die Vorräte für die nächsten Tage werden in den Backskisten verstaut und das Boot wieder startklar gemacht für die Rückreise. Vor der Abfahrt geht es aber erst noch in das kleine Clubhaus des Vereins, wo die vielen Wimpel hängen. Dort haben wir auch unseren aktuellen Stander, sowie den alten ASV Stander aufgehängt, den uns Klaus zu diesem Zweck mitgegeben hat. Der Eintrag in das Gästebuch darf natürlich auch nicht fehlen. Nach nur einer Stunde Landgang werfen wir wieder die Leinen los und treten die Reise gen Süden an. Da kein Wind ist, motoren wir bis in den Vormittag und der Großteil der Crew schläft sich erstmal aus.
Gegen Mittag kommt dann wieder etwas Wind auf und Groß und Genua können gesetzt werden. Bei glattem Wasser machen wir gute Fahrt und genießen den herrlichen Sonnenschein. Leider haben wir keinen Internet Empfang und können leider die Avanti nicht finden, um ihnen noch alles Gute auf dem letzten Stück zu wünschen.
30.06.
Der Wind hat wieder nördlich gedreht und kommt aus ONO mit 3Bft. Das heißt, der Spi geht wieder hoch! Es ist 04:00 Uhr morgens und wir packen die Sonnenbrille aus, weil es zu hell wird, um ohne den Spi zu trimmen! Das ist echt phänomenal!
Als wir uns Norra Kvarken nähern haben wir wieder Empfang und sehen, dass Sebastian mit seiner Toll Patsch ganz nah ist. Bald ist er auch in Sicht und wir bergen den Spi, um einige Minuten mit ihm zu segeln und einen kleinen Plausch zu halten. Er ist guter Dinge und genießt seinen Törn in vollen Zügen.
Am frühen Nachmittag erreichen wir die Höga Kusten. Der Wind hat auf 5 Bft aufgefrischt und wir düsen mit 10kn Fahrt durch die bergige Insellandschaft. In dem beliebten und kitschigen Hafen Trysunda machen wir einen kurzen Stopp und liegen mit Heckboje an einem kleinen Steg, mitten in einer traumhaften Bucht. Umgeben von Bergen ist es hier windstill und in der prallen Sonne richtig warm. Wir machen einen kleinen Spaziergang und erkunden die Insel. Leider wartet die Übergabe an die Nachfolgecrew und wir müssen weiter. Kaum aus der geschützten Bucht heraus, bläst es wieder mit 25kn und die Rauschefahrt durch die Inseln geht weiter.
Foto: Robert Nowatzki
Am Abend finden wir nochmal eine tolle Bucht zum Abendessen. Durch eine ganz enge Einfahrt zwischen steilen Berghängen geht es in eine winzige, kreisrunde Bucht. Hier liegen schon fünf Schiffe und wir erwischen den letzten freien Platz am Steg. Wie in Skandinavien üblich, gibt es auch hier ein frei zugängliches Häuschen mit Sanitären Anlagen und Küche. Dort kochen wir gemeinsam ein köstliches Festmahl tauschen unser Rostocker Bier gegen lokale Spezialitäten ein. Die Schweden schauen uns dann aber etwas verdutzt an, als wir nach dem Abwasch um 21:00 wieder ablegen und weiterfahren.
01.07.
Seitdem wir die geschützte Gegen der Höga Kusten verlassen haben kommen zu den 6 Bft noch vier Meter Welle dazu und wir surfen unter S4 Spi Richtung Stockholm. Tagsüber nimmt der Wind und die Welle wieder etwas ab und wir erleben nochmal einen wunderbaren, wolkenlosen Segeltag zum Abschluss. Die ganze Rückfahrt über hat sich kein richtiger Rhythmus mehr eingestellt und alle sind ziemlich müde. Immer wieder nicken wir nacheinander Weg und werden vom Aufschlagen des Kinns auf die Brust oder dem Flattern des Spi geweckt, weil wir die Schot losgelassen haben.
Um 20:00 kommen wir schließlich in Öregrund an und haben noch das Rennen gegen die Nachfolgecrew gewonnen, die mit dem Auto aus Rostock kommen. Nach 1.395sm geht hier unser Teil des Törns zu Ende! Bei einer Pizza im Hafen lassen wir die letzten Tage Revue passieren und können es noch immer kaum fassen, dass dieser Traum wirklich wahr geworden ist. Wir haben die gesamte Ostsee von Süden bis Norden durchquert und halb wieder zurück.
Bericht: Hauke Sponholz