„Willkommen zum letzten Training vor der deutschen Meisterschaft!” - Mit diesen Worten begrüßt Wito uns ein Wochenende vorher auf der Warnow. Wir können uns das Grinsen nicht verkneifen, denn es ist gleichzeitig auch unser einziges Training. Die erste Sommerhälfte haben wir lieber mit Langstreckensegeln und Urlaub in Schweden verbracht, anstatt Up-and-Downs zu trainieren. Inzwischen ist es Freitag, wir liegen in Travemünde und bereiten das Boot für die IDM Seesegeln vor, die morgen im Rahmen der 134. Travemünder Woche beginnt.
Bei frischen Brötchen und strahlendem Sonnenschein ist an Bord noch eher Urlaubs- als Regattastimmung… Ein gelegentlicher Blick zu den anderen Booten am Steg holt uns zurück in die Realität: Überall werden Last-Minute-Reparaturen gemacht. Bei unseren Stegnachbarn gehört dazu offensichtlich auch, dass die Winschen komplett abgeschraubt und woanders wieder angeschraubt werden und der Bugkorb mit der Akkuflex bearbeitet wird. Wir, die wir lediglich all die unnötigen Küchenutensilien von Bord räumen, fühlen uns quasi perfekt vorbereitet. Abends stößt die restliche Crew mit Janys Auto dazu, trotzdem fühlt es sich an Bord ungewohnt leer an. Wir sind nur zu acht, zwei Leute können leider nicht, eine Person haben wir erst in letzter Minute rekrutiert. Soweit zur Vorbereitung...
Da wir in unserer Gruppe (ORC B) lediglich gegen die Stardust und die Nightfever segeln, wurden wir kurzerhand mit der Gruppe A zusammengelegt. Insgesamt besteht unser Feld trotzdem nur aus 7 teilweise sehr unterschiedlichen Booten. Am Samstag geht es eher entspannt mit einem Coastal Race um einige Tonnen in der Lübecker Bucht los. Diese Wettfahrt soll uns auf die geplante Langstrecke der ORC WM in Kiel vorbereiten. Der Kurs überzeugt uns allerdings nicht, die meiste Zeit fahren wir alle geradeaus wie an einer Perlenschnur aufgereiht hintereinander her. Außerdem fehlt eine der leewärtigen Tonnen… Kurzum: Ein guter Tag für Manövertraining, ein wenig Verwirrung, ein Protest gegen die Wettfahrtleitung und eine Wettfahrt, die nicht gewertet werden kann. Wir haben trotzdem unseren Spaß. :)
Am Sonntag fahren wir endlich Up-and-Downs, auf die wir so lange (nicht) hintrainiert haben. In der ersten Wettfahrt werden zwei Runden gesegelt. Auf der Kreuz fahren wir zwar langsam, machen aber keine groben Fehler. Das Bergen des Gennakers am Leegate stellt allerdings eine gewisse Herausforderung dar… Beide Male fahren wir einige Bootslängen zu weit, bis der Gennaker endlich in der Luke verschwunden ist und wir uns auf die jetzt viel zu lange Kreuz begeben. In der zweiten Wettfahrt werden drei Runden gesegelt, diesmal kommen wir ganz gut durch: Soll heißen, dass wir nicht ständig am Leegate vorbeifahren. Allerdings merken wir sehr, dass uns zwei Leute fehlen… Auf dem Vorschiff fehlt es an Kraft in den Manövern und Jany hat mit Taktik und Pit allerhand zu tun. Zum Abschluss des Regattatages wird noch ein Coastal Race gesegelt, bei dem wir uns fast ein wenig entspannen können. Die Ergebnisse heute: 7. Platz in den beiden Up-andDowns, 6. Platz im Coastal Race. Abends sind wir noch zu einem Empfang auf der Passat eingeladen, dort essen wir Nudeln und schauen uns das gewaltige Schiff an. Für die Protest, eine junge Crew aus Wismar, war die Regatta heute leider frühzeitig zu Ende: Sie haben leider ihren Mast verloren.
Bild 1: Kritische Blicke in den Gennaker
Am Montag werden 2 Up-and-Downs mit jeweils drei Runden gesegelt. Morgens haben wir noch angenehmen Wind, der lässt dann leider im zweiten Rennen deutlich nach. Gruppe A fährt uns im Laufe des Rennens immer weiter davon, sodass wir schließlich zu spät im Ziel ankommen, um noch gewertet zu werden. Das Zeitlimit für den Zieldurchgang ist mit 20 Minuten nach dem ersten Boot sehr knapp angesetzt, die gesamte Gruppe B schafft es nicht rechtzeitig. Diese Wettfahrt wird dann wohl unser Streicher…
Dienstag, das Zeitlimit für den Zieldurchgang wurde auf 30 Minuten angehoben. Am letzten Tag der IDM Seesegeln wird nochmal ein Up-and-Down mit drei Runden gesegelt. Leider dreht der Wind während der ersten Wettfahrt immer weiter links, sodass wir gegen Ende der letzten Runde fast Halbwind zur Luvtonne fahren können und auf dem Downwind den Code 0 setzen und auf direktem Kurs ins Ziel fahren. Die letzte Wettfahrt ist dann wieder ein Coastal Race in der Lübecker Bucht. Anfangs liegen wir knapp vor der Stardust, die holt aber langsam auf. An der 4. Bahnmarke versucht sie dann, innen zu überholen, wir können sie aber noch ein letztes Mal hinter uns lassen. Im Ziel liegen wir leider sowohl gesegelt als auch verrechnet wieder hinten. Unsere Ergebnisse an diesem Tag: 7. Platz in beiden Wettfahrten.
Bild 2: Auch die gegnerischen Boote werden genauestens beobachtet.
Zurück im Hafen erwartet uns die nächste Unfallmeldung: Angeblich ist ein Drachen abgesoffen, die Crew konnte glücklicherweise geborgen werden. Gegenüber von uns bleibt heute also ein Liegeplatz leer. Ein wenig verwundert bereiten wir das Schiff für die Rücküberführung nach Rostock vor. Nach dem Ablegen gibt es noch kurz entspannt Abendessen, danach setzen wir den Gennaker. Bei zunehmendem Wind segeln wir rasant Richtung Rostock, das macht so viel Spaß, dass niemand schlafen gehen möchte. Nach Mitternacht erreichen wir Warnemünde, dabei surfen wir eine Welle nach der Anderen runter. Ziemlich erschöpft erreichen wir schließlich den Heimathafen und legen uns erstmal in die Koje.