Wie jedes Jahr machten wir, die Crew der Universitas des Akademischen Segler-Vereins zu Rostock, uns im Herbst letzten Jahres Gedanken zur Saisonplanung für die nächste Saison.Schon öfter hatten wir mit dem Gedanken gespielt, einmal an einer ORC-WM teilzunehmen. Für unsere aktuelle Crew und unser Schiff, mit dem wir überwiegend Langstreckenregatten im Ost- und Nordseeraum segeln, wäre das Format mit vielen Up and Down Wettfahrten eine neue Herausforderung. Dieses Jahr sollte die Weltmeisterschaft direkt nebenan vor Kiel stattfinden. Da war die Entscheidung schnell getroffen – dieses Jahr nehmen wir die Herausforderung an!
Motiviert planten wir, so viele Kurzstreckenregatten wie möglich im Vorfeld mitzunehmen und fleißig zu trainieren. Doch technische Probleme verzögerten unseren Saisonstart und das geplante Marsstrand Big Boat Race viel aufgrund zu weniger Teilnehmer aus. Natürlich sollte das Langstreckensegeln auch nicht zu kurz kommen, weshalb wir an der Midsummersail teilnahmen. So reduzierten sich unsere Trainingsmöglichkeiten auf ein Minimum und wir konnten die IDM in Travemünde als erstes richtiges Training nutzen. Zwei Wochen später war es dann schon so weit, die WM in Kiel begann.
Die Windvorhersage für die ersten Regattatage dämpften jedoch unsere Vorfreude ein wenig. Ein Sturmtief brachte Wind mit teilweise über 40 kn mit sich. Das hatten wir uns für sportliches Up and Down Segeln nicht vorgestellt. Um die Crews und Boote nicht zu gefährden, wurden deshalb für die ersten zwei Tage in der geschützten Kieler Förde jeweils eine Mittelstrecke geplant. Mit Großsegel im zweiten Reff und J4 gingen wir am Montag vorsichtig an den Start. Angekommen am Kieler Leuchtturm war uns der Wind dennoch zu stark, sodass wir die Wettfahrt aus Sicherheitsgründen abbrachen. Die Beobachtung der vielen Schäden an den anderen teilnehmenden Booten am Abend bestätigten unsere Entscheidung.
Der Dienstag brachte leider ähnliche Bedingungen mit sich. Diesmal hielt unsere J4 nicht am Vorstag, weshalb wir auf unsere Sturmfock wechseln mussten. Das Manöver kostete auf die kurze Strecke gesehen zu viel Zeit, sodass wir am Ende leider weit hinten lagen. Doch wir waren einen Schritt weiter, die Wettfahrt war geschafft.
Auch am Mittwoch ließ der Wind nicht wie erwartet nach. Wieder stand der gleiche Kurs auf dem Plan, wieder hielt unsere Fock den Bedingungen trotz aller Verbesserungsversuche nicht stand. Trotz der widrigen Windverhältnisse sollten heute noch 2 Up and Downs gesegelt werden. Nach langer Überlegung trafen wir schweren Herzens die Entscheidung, diese beiden Wettfahrten nicht mitzusegeln. Zu hoch erschien uns die Gefahr, dass etwas kaputt geht, was wir nicht über Nacht reparieren könnten oder dass sich jemand ernsthaft verletzt.
Umso mehr freuten wir uns auf den Donnerstag. Bei perfekten Segelbedingungen konnten wir endlich zeigen, was wir können, und landeten auf den erwarteten Platzierungen. Die Wettfahrttage waren jedoch gezählt, sodass am Abend zusätzlich die geplante Langstrecke entlang der dänischen Inseln gestartet wurde. Wenngleich wir vom Tag erschöpft waren, holten wir dennoch alles aus unserem Schiff und landeten in dem großen Feld aus knapp 30 Booten auf dem 19 Platz!
Der letzte Regattatag machte uns mit flauem Wind zu schaffen. Wie wir inzwischen wissen, ist unsere Farr 42 für solche Bedingung nicht das schnellste Schiff. Mit viel Fingerspitzengefühl und guten Startpositionen konnten wir uns trotzdem in das hintere Drittel segeln.
Auch wenn die Weltmeisterschaft anders lief, als wir uns gewünscht hätten, blicken wir auf eine Woche mit perfekt organisierten Wettfahrten, fairem, sportlichen Segeln und viel Nervenkitzel in dem engen Regattafeld zurück. Danke an alle, die uns diese WM ermöglicht haben!