Müsli und Noa blicken ungläubig auf ihr Handy. „Hä scheinbar sind wir 3. Platz in der Gesamtwertung.“ sagt Noa. „Ne, da stimmt was nicht.“ antwortet Müsli. „Doch steht hier aber.“ „Nee du übersiehst was…“ „Nein.“ „Doch“ „Nein“…
Ganz genauso (oder so ähnlich) lief das Gespräch noch eine ganze Weile weiter. Bis sich beide einig waren: Wir sind tatsächlich auf dem 3. Platz gelandet. Die Freude war groß. Die Universität ist ja nicht sehr gut an das Regatta-Verrechnungssystem angepasst. Das macht es schwer auf die guten Plätze zu kommen. Aber nicht nur das war Auslöser unserer Ungläubigkeit. In den letzten zwei Regatta Tagen, kam es zu so vielen Unregelmäßigkeiten, Ausfällen und Missgeschicken, dass eine gute Platzierung kaum vorstellbar war. Aber beginnen wir am Anfang…
Weniger als eine Woche vor dem Ende der Regatta, stand die Uni noch an Land. Einige motivierte Aktivitas-Mitglieder gaben alles, um das Boot rechtzeitig in’s Wasser zu kriegen. Es wurde knapp und in der Hektik kam es zu einigen Ungereimtheiten. So stellte sich zwei Tage vor Abfahrt raus, dass die (nicht ganz unwichtige) Steueranlage ausgefallen war. Auch der Mast-Trimm war am Tag vor der Abfahrt noch nicht fertig. Durch dank der motivierten Mitarbeit der Aktivitas, ging es in der Nacht vom 09. auf den 10. Mai doch los. Die Überfahrt verlief ohne Probleme und die Uni legte am Freitagmittag in Travemünde an. Das Boot wurde für die Regatta vorbereitet, Swantje gab einen kleinen Einführungskurs für die Vorschiffs-Crew, wir machten einen Spaziergang, kochten gemeinsam und gingen früh in’s Bett, um am nächsten Tag fit zu sein. Der brachte aber erstmal eine große Enttäuschung. Jemand hatte die Windräder ausgestellt und dementsprechend gab es auch keinen Wind… Oder war das umgekehrt? Ist ja auch egal. Jedenfalls war Flaute angesagt.
In der Hoffnung auf eine kleine Brise, versammelten sich trotzdem alle Schiffe pünktlich um 11 Uhr an der Startlinie. Doch der Wind blieb aus und der Start wurde immer weiter nach hinten versetzt. Nach 2-3 Stunden Wartezeit veränderte sich dann endlich das Umgebungsbild. Statt spiegelglatter See, endlich leichte Kräuselwellen (Fachausdruck).
Jetzt wurde es also ernst. Unsere eher unerfahrene, zufällig zusammengewürfelte und uneingespielte Crew, konnte beweisen, was sie drauf hat. Die Bedingungen ohne Welle und Starkwind waren dafür perfekt. Doch gleich am Anfang kommt es zu einem Schock. Das Steuerbord-Steuerrad, welches schon in den Tagen zuvor für Ärger gesorgt hatte, fällt wieder aus. Unsere Steuerfrau Noa, reagiert schnell und steuert auf Backbord weiter. Kurz steht die Frage im Raum, ob wir abbrechen sollen. Aber nein. Wir segeln weiter. Nach 2h überqueren wir als erste die Ziellinie. Alles lief gut. Da der Start so weit nach hinten verschoben wurde, wird keine weitere Wettfahrt gefahren und wir kehren in den Hafen zurück. Dort widmen sich vor allem Müsli und Marius sofort dem Steuerrad. Es stellt sich heraus, dass ein wichtiges Teil nicht eingebaut wurde und so die vom Ruder kommende Kette den Halt auf der Steuerrad-Welle verliert. Unser Retter in der Not ist Jan-Erik, der die Teile vorbeibringt. In der Zwischenzeit essen wir Pizza. Dann geht es wieder an’s Reparieren. Doch es zeigen sich immer mehr Mängel an den Steuerrädern, sodass einige von uns erst nach 2 Uhr in die Koje fallen, ohne das Problem gelöst zu haben. Am nächsten Morgen um 7 Uhr geht es weiter. Der Start ist in 3h. Doch die Montage der Steuerräder will einfach nicht gelingen. Erst durch einen Zufall fällt uns auf, dass es ein weiteres Problem gibt. Das Zahnrad, welches die Ruderkette hält, ist stark erodiert. Mit einer Feile wird das gröbste Problem behoben. Nun gelingt der Einbau und die Steuerräder laufen wieder „rund“. Allerdings ist es auch schon 9 Uhr. Sofort legen wir ab und steuern auf die Startlinie zu. Gerade rechtzeitig, kommen wir an. Der Wind hat starke gefrischt und es hat sich auch eine nicht zu ignorierende Welle aufgebaut. Obwohl wir alle müde sind, ist die Motivation hoch. Das ist auch gut so. Die Bedingungen sind deutlich anspruchsvoller und es ist volle Konzentration gefragt. Hoch am Wind, auf der Kante sitzend, geht es los. Dann kommt der Genakker hoch. Dann der Code Zero. Das Staysail. Dann nochmal der Genakker und zu guter Letzt gibt es nochmal eine Kreuz. Alles funktioniert und wir kommen mit reichlich Abstand im Ziel an.
Nach einem kurzen Snack, machen wir uns daran die Segel für die nächste Wettfahrt klar zu machen. Dann kommt es zur nächsten Ungereimtheit. Die Regattaleitung legt eine miserable Kommunikation an den Tag und wir kommen zu spät an der Startlinie an. Mit einer Minute Verspätung starten wir in das Rennen. Dann stellt sich heraus, dass die Regattaleitung kurz vor dem Start noch einmal die Position der Luv-Boje verändert hat (unserer Ansicht nach nicht Regelkonform). Da wir das zu spät realisieren, sind wir bereits auf dem falschen Kurs. Verärgert ändern wir die Richtung. Doch wir geben nicht auf und fahren bis zum Ende durch.
Zurück im Hafen. Noa und Müsli teilen uns erstaunt mit, dass wir auf dem dritten Platz gelandet sind. Wir sind glücklich, ungläubig und müde. Ein Teil der Crew verlässt das Boot und fährt schon am Sonntag zurück nach Rostock. Einige von uns bleiben in Travemünde und machen sich am Abend mit der Universität auf den Weg Richtung Heimathafen. Der Wind kommt von Vorne und das schlafen fällt etwas schwer. Trotzdem kommen wir um 7 Uhr morgens gut in Rostock an und können auf ein wunderbares Regattawochenende zurückblicken.
Sven Mauch