...oder von dem Urlaubsparadies vor unserer Haustür zu der schönen neuen Welt
Nachdem endlose Prüfungen im Sommer weggeschrieben wurden, packte uns die Lust die letzten segelbaren Sonnenstrahlen mit der Solte See zu nutzen. Da sich schon länger kein Schiff der Aktivitas auf Hiddensee hat blicken lassen, stand das Ziel fest. Die Nachricht, dass in Prerow der neue Inselhafen zur Benutzung freigegeben wurde, erleichterten die Reiseplanung deutlich. Denn der einzige Wehrmutstropfen des Urlaubsparadieses vor unserer Haustür ist bekanntlich, dass es eben doch nicht ganz vor der Haustür liegt.
Eine Woche vor dem Krantermin steigen wir daher an Bord unserer top hergerichteten „Kugel 25“ (eigentlich Kudu, aber die IOR haben ihre Spuren hinterlassen…) und schippern gen Hiddensee. Es ist Montagabend und wir haben uns mit unserem Ziel, am nächsten Tag gegen Mittag den Hafen Kloster zu erreichen, einiges vorgenommen. Eine Nachtfahrt zu Beginn des Törns sollte die Crew aus Anna, Martin und Wito verkraften können.
Die Sonne ist schon weg und allmählich wird es kühl, weshalb wir auch direkt ins Wachsystem starten. So können wir uns mit Frieren und nass regnen reichlich abwechseln. Von Leuchtfeuer zu Leuchtfeuer hangeln wir uns gen Osten und können schon in den ersten Sonnenstrahlen den Leuchtturm auf dem Dornbusch sehen, wie er sich aus dem Dunst herausschält. Rund 20 Knoten Wind schieben uns schließlich ins Fahrwasser zwischen Hiddensee und Rügen, die Strömung in Richtung Süden ist enorm. Immer wieder kämpfen wir darum, nicht aus dem engen Fahrwasser gespült zu werden und dabei den Fähren auszuweichen. Trotz zahlreicher Herausforderungen kommen wir gegen Mittag wohlbehalten in unserem Zielhafen Kloster an. Dieser ist, wie zu erwarten war, beinahe leer.
Nach einer kurzen Stärkung an Bord und zig aufgehängte klamme Klamotten später starten wir einen Erkundungsspaziergang Richtung Vittes malerische Häuser über den Deich und den Weststrand mit erfolgreich befülltem Dieselkanister. Auch der Leuchtturm wird im Anschluss noch besichtigt und weil wir spät dran sind haben wir doch tatsächlich eine Begegnung mit einer Bache und ihren Frischlingen, die zum Glück friedlich verläuft. Durch die Nacht frieren wir uns in viel zu dünnen Schlafsäcken und verlassen Kloster im Morgengrauen, um unter Segeln und bestem Wetter Hiddensee im Süden zu umrunden. Sehr im Gedächtnis geblieben sind uns die flachen Gewässer direkt neben der Fahrrinne, in denen wir so ziemlich jeden Vogel beobachten können, den die Ostseelandschaft zu bieten hat. So kommt es uns zumindest vor, Biologen waren schließlich nicht an Bord. Anschließend kreuzen wir Zingst bei leichter Welle entlang und können nach einem malerischen Sonnenuntergang schon von weitem unser nächstes Ziel erkennen; den neu errichteten Inselhafen bei Prerow inklusive komplett beleuchteter, 700 Meter langen Seebrücke.
Dieser Hafen ist erst seit einer Woche geöffnet und das merkt man auch. Es gibt noch keine Hafengebühr, wir müssen lediglich eine Kurtaxe entrichten. In dem Hafengebäude selber sind die Wasserhähne zwar nicht vergoldet, aber verchromt, und aus den luxuriösen Duschen kommt kostenloses, warmes Wasser. Auf dem Hafengebäude ist ein Aussichtspunkt, auf dem man den kompletten Hafen überblicken kann. Dieser besteht aus einer hufeisenförmigen Steinmole mit 30 Liegeplätzen im Inneren. Diese fühlten sich bei unseren leichten West-Wetterlage erstaunlich geschützt an. Der Form des Steges geschuldet wird achtern an Heckbojen festgemacht. Der Hafen ist als Etappenhafen gedacht, darf also von allen Booten angelaufen werden, der Aufenthalt ist allerdings auf 24 Stunden begrenzt. Die Ansteuerung der Hafeneinfahrt erfolgt aus Westen, dabei sind die Molenfeuer dank Sektoren erst aus Richtung der Ansteuerungstonne zu erkennen. Vom Hafen aus ist der Erholungsort Prerow auf dem Darß über die Seebrücke fußläufig zu erreichen.
Nach einer abendlichen Pestopause wird die Nacht wieder durchgefroren, um die schöne neue Welt frühzeitig zu verlassen, denn wir wollen rechtzeitig zurück nach Rostock und Betriebsstunden des Ferrari sparen. Bei ablandigem Leichtwind ziehen wir unseren neuen Spi und dümpeln in eine Nebelwand, in der Martin fleißig das Nebelhorn trötet. Aber auch dieser (also der Nebel) verzieht sich nach Rundung Darßer Orts und mit Sonne und Phil Collins Sound tuckern wir unter Motor Richtung Rostock. Später nimmt der Wind noch einmal zu und wir liegen gut in der Zeit, sodass wir uns für Kreuzen gen Rostock entscheiden. Der Boatspeed stimmt, der Wendewinkel könnte besser sein.
Unser Fazit: Sitzkissen und Schenkeldecken waren ein gern gesehener Gast im Cockpit, die Brötchenpreise auf Hiddensee sind definitiv angemessen und wenn man sich nächstes Mal dickere Schlafsäcke einpackt, ist ein Segeltörn im Herbst eine wunderbares Abendteuer.
Und Überhaupt: Einfach auf die Solte See setzen und lossegeln, kann man definitiv öfter machen.
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