Am Mittwoch ging es los 1600km Richtung Süden mit der Seascape Tutto Bene auf dem Hänger. In Jezera (Kroatien) erwartete uns nicht nur gutes Wetter, sondern auch noch 30 weitere teilnehmende Boote der Seascape 18 Klasse sowie 10 Boote der Klasse Seascape 24 und 27. Wem 1600 km Anreise viel erscheinen, es gab selbst ein Team das aus mittel Schweden mit ihrer Seascape angereist war. Schnell machten wir uns ans Boot aufbauen und haben im letzten Moment gerade noch die fehlenden Teile für die Sicherheitsüberprüfung besorgt.
Foto: Der Hafen ist voll am Abend vor dem Start
Am Abend vor dem Start wurden wir noch mit typisch Lokalen Gerichten versorgt, wie Tunfischsteaks und Risotto mit Tintenfisch, was durch die Tinte schwarz gefärbt war. Am Freitag um 10:10 Uhr bei Leichtwindbedingungen war Start. Nachdem zahlreiche Boote schon 10 Sekunden vor dem Startschuss über der Linie waren, erfolgte ein „general recall“ und alles begann nochmal von vorne. So ging es im zweiten Anlauf für alle pünktlich über die Linie, so auch für uns. Zunächst ging es auf Kreuzkurs durch eine Inselgruppe aus der Bucht von Jezera heraus. Erste Marke war eine gut sichtbare Tonne, die offensichtlich eine Flachstelle markierte, wie wir feststellten, als wenige Boote vor uns eine Seascape plötzlich sehr abrupt stehen blieb. Nach der ersten Wendemarke teilte sich das Feld auf. Es ging Richtung Norden. Bald hatte man einige Schiffe um sich mit denen man sich nach jeder Wende messen konnte, ob man Geschwindigkeit und Höhe mitgehalten hat. In einer schmalen Passage zwischen den Inseln traf man dann wieder zusammen. Wir hielten uns an die Einheimischen und versuchten deren Taktik, direkt an der Leeseite der Insel zu segeln, nachzuahmen. Zwar ist dort etwas weniger wind, jedoch wenn man wenige Meter entfernt am Ufer segelt, kann man den Kap-Effekt am Ende der Insel voll auskosten. Dort dreht der Wind so um die Insel, dass wir bis zu 40° höher am Wind segeln konnten und so 4 Boote hinter uns ließen. Hier begann auch unser privates Segelmatch gegen Tit, einen Slowenen, den Hauke schon aus dem letzten Jahr kannte. In jeder Wende ging einer von uns nur knapp vor dem anderen durch, bis sie uns in der Durchfahrt aufs offene Meer einige Meter abgehängt hatten. Der Nördlichste Punkt der Route war erreicht und endlich Zeit für Gennaker. Als 6. Boot waren wir weit nach vorne gekommen und versuchten nun Tit wieder einzuholen.
Foto: Der Slowene Tit mit rotem Gennaker hinter uns
Alle vier Stunden musste an die Regattaleitung eine kurze Nachricht versandt werden, bei uns hieß es immer nur Tutto bene on Tutto Bene. Kurzeitig statteten uns eine große Gruppe von Delphinen einen besuch ab, aber wie das immer so ist, hat man den Fotoapparat endlich parat, sind sie schon wieder abgetaucht. In jeder Böe tief zu fahren zahlte sich kurz vor der nächsten Wendemarke, einem Leuchtturm, wieder aus, wir hatten Tit überholt. Auf Halbwindkurs, im Rücken der Sonnenuntergang und Tit ging es weiter. Einen kurzen Moment musste der Vorschoter des slowenischen Bootes unaufmerksam gewesen sein, der Gennaker flatterte und schon wuchs unser Vorsprung, doch die Nacht bestand allen noch bevor, da konnte noch viel passieren. Und so war es dann auch, die ersten Sterne waren zu sehen und der Wind starb. In der Nacht merkt man erst wie wichtig dem Segler auch die Augen sind, Windfelder zu erkennen und die richtige Segelstellung für einen Wind zu finden bei dem man nicht weiß woher er kommt. Noch unklarer ist es von wem man überholt wird, ist es einer aus der gleichen Gruppe? Oder holt man selbst sogar auf? Der nächste morgen nach Sonnenaufgang ist dann wie ein Überraschungsei auszupacken; an wievielter Stelle steht man? Wieviel Plätze hat man verloren? Zum Glück kam mit dem nahenden Sonnenaufgang auch der Wind zurück und so konnten wir bald erkennen, dass wir uns gar nicht schlecht geschlagen hatten durch die Nacht. Insbesondere wenn man das Gefühl hat, das alle um ein herum immer mehr Wind hatten als man selbst.
Foto: Halsenduell kurz vor dem Ziel
Als siebter näherten wir uns der letzten Tonne. Wir fingen nun an zu diskutieren ob das die Tonne war wo es so flach gewesen war? Nein das war eine andere, aber sicherheitshalber kann doch einer mal vorne gucken. Keine Sekunde zu spät in, 10cm Wassertiefe tauchten neben uns die scharfkantigen Felsen auf. Bei fast absoluter Flaute konnten wir ihm noch mit einer Rollwende entgehen, so gut das auf einer Seascape möglich ist. Was sich jetzt vor uns bot war nicht nur für uns deprimieren, insbesondere für die Führenden muss es schlimm gewesen sein. Auf der Zielgerade starb der wind erneut, drehte auf Süd, sodass die Verfolger von hinten aufgefahren kamen. So auch Tit der uns wieder im Nacken saß. Innerhalb von wenigen Minuten waren wir etwa 12 Boote, die sich auf engstem Raum ein halsen Duell lieferten. Wir konnten nochmal zwei Plätze aufholen, sie aber genauso schnell auf den letzten Metern wieder verschenken, den Führenden ging es nicht anders, sodass nach 23Stunden Segelzeit 12 Boote innerhalb von 2 Minuten über die Ziellinie segelten. Mit einem 7 Platz sind wir mehr als zufrieden und wollen uns auch nächstes Jahr das Event nicht entgehen lassen.
Unser großer Dank gilt unserem Vereinsmitglied Hajo Hensel, der uns nicht nur sein Boot die Tutto Bene, sondern auch Auto und Material zur Verfügung gestellt hat. Hoffentlich gehen wir nächstes Jahr wieder mit dir zusammen über die Startlinie.
Hauke und Friederike
Die Ergebnisliste findet ihr unter https://www.thinkseascape.com/sse_page/results/