In der dritten Woche unseres Sommertörns sind wir für 2 Tage nur noch 5 Crewmitglieder. Doch auch mit dieser geringen Anzahl können wir unsere Wettbewerbsfähigkeit schon am ersten Tag beweisen. Am Samstag steht Stor-Asken auf dem Plan. Dahin starten wir zufällig zum passenden Zeitpunkt und treffen in einer Kreuz auf ein Regattafeld. Von jetzt auf gleich ist unser Ehrgeiz geweckt und der „Race-Mode“ eingestellt.
Das Boot wird auf maximale Leistung getrimmt und die wenigen Menschen an Bord hiken was das Zeug hält. Nur eine Sache unterscheidet uns von den anderen Teilnehmern. Unser Schlauchboot ist natürlich noch aufgebaut und springt lustig über die kleinen Wellen. Umso frustrierender muss es für die echten Regattasegler gewesen sein, dass wir trotz dessen das gesamte Feld überholt haben, obwohl wir extra immer wieder für enge Passiermanöver unser „Anhängsel“ an der kurzen Leine halten. Fairerweise muss an der Stelle gesagt werden, dass unser Boot das Längste war. Nichts desto trotz stellt die neue Uni heute ihre Wettbewerbsfähigkeit unter Beweis und zufrieden verlassen wir die Regatta und nehmen Kurs auf unsere Schäre auf. Angekommen stellen wir fest, dass man an unserem Liegefelsen den Blick nicht nach hinten wenden darf. Auf der gegenüberliegenden Schäre befindet sich ein merkwürdiger kleiner typisch schwedischer Industriehafen, der von weiten chaotisch vollgestapelt mit Schiffen und schiefen Häusern scheint.
Am nächsten Tag weht es mit starkem Wind aus Süd. Dieser soll im Verlauf des Tages auf West drehen und macht so unseren Liegeplatz unbrauchbar. Aufgrund unserer Crewstärke und Motivation an diesem Tag mit dem Großsegel herum zu kämpfen wird nur die Fock gesetzt. Wir verlegen uns 8 Nm nach Stämmarsund auf Blidö. Dort treffen wir auf einen verlassenen kleinen Hafen. Die Saison ist schon deutlich vorüber. In der Gaststätte, die gleichzeitig das Hafenbüro darstellt ist der Koch schon nicht mehr da und wir werden vorgewarnt, dass es nur noch Pizza gibt. Wie haben natürlich ausreichend Verpflegung dabei. Auf unserem abwechslungsreichen Ernährungsplan stehen heute Pitataschen gefüllt mit Falafel. Mangels Gas müssen die Pitataschen kalt bleiben und so gestaltet es sich schwierig, sie unfallfrei zu füllen. Das Essen wird heute auch im Hafen zu einer Herausforderung und im Anblick des Haufens in unserem Hundenapf kann vor Lachen bald keiner mehr einen Bissen hinunterbekommen.
Der Montag führt uns nach Mariehamn. Starker Regen weckt uns am Morgen. So fällt uns der Abschied vom 2 wöchigen Schärenurlaub in Schweden leichter. Nur leider besitzen wir keine Gastlandsflagge von den åländischen Inseln. So wird einfach die schwedische Fahne mit rotem Spanngurt benäht. Von Weitem sieht unser Bastelobjekt dem Original zum Verwechseln ähnlich. In Mariehamn stößt am Abend Friederike zu uns. Bevor wir wieder zu sechst weitersegeln wird die Hauptstadt der Alands ausführlich erkundet. Dabei erinnert uns das Stadtbild mit seinen schachbrettförmigen Straßen sehr an amerikanische Orte.
Mit Friederike vereint starten wir am nächsten Tag nach Rödhamn. Die rötliche Steininsel bietet auch für unser großes Boot einen kleinen Steg. Im klaren Wasser sieht man überall Fische springen. So wird die Angel wieder ausgeworfen und wenige Minuten später hängt schon das erste Exemplar dran. Unter allgemeiner Aufregung und hellem Kreischen wird der Fisch küchenfertig präpariert und gart wenig später schon auf dem Grill. Den ganzen Tag wird engagiert weiter geangelt. Doch die Fische lassen sich nicht weiter auf unser Angebot ein und interessieren sich mehr für die Mückenmassen über dem Wasser. Das Fischangebot war für sechs Leute nun doch etwas wenig aber jeder durfte einmal von unserem Angelglück kosten.
Weiter geht es nach Seglinge. In dem schönen Hafen finden wir Fahrräder und starten eine Erkundungstour. Die Insel ein umfangreiches Angebot an kostenloser Freizeitbeschäftigung. So freuen wir uns über Wasserspielzeug an einem Badestrand und nutzen auch gleich die Möglichkeit uns in dem etwas erwärmten flachen Wasser zu „Duschen“.
Die Wettervorhersage sieht für die nächsten Tage sehr stürmisch aus. Wir nutzen den Tag zum Ausschlafen und entspannen. Abends brechen wir in Richtung Tallinn auf. In den Schären wirkt alles noch ruhig. Doch als die Landabdeckung endet, trifft uns der Schwell und einige steigen aus ihrer Nachtwache aus… Zum Glück können wir in der weiteren Nacht einem Gewitter noch haarscharf ausweichen, uns erreichen nur wenige Regentropfen und 32 Knoten Wind. Völlig erschöpft kommen erreichen wir gegen Nachmittag Tallin. An Entspannung ist jedoch nicht so recht zu denken, eine neue Gasflasche muss her. Nur in Estland gibt es auch das deutsche System und langfristig wollen wir vom Bewährten aber auch Aufwändigem Topf auf den Grill stellen weg kommen. Somit bleibt nur sehr kurz Zeit für eine Sightseeing Tour.
Am nächsten Morgen legen wir ab in Richtung Helsinki, hier endet die dritte Woche und Wolfgang wird von Bord gehen. Rico, Max und Jan-Eric dürfen wir jetzt hier an Bord begrüßen.
Viele Grüße von der Crew der dritten Woche:
Anabel, Jannis, Paul, Wolfgang, Friederike und Jonas