Tag 1: Travemünde – Rødbyhavn - Der Tag nach der Regatta begann mit ein paar Zu- und Abgängen von Crewmitgliedern und Segeln vor der Siegerehrung im Vereinshaus des Lübecker Yacht Clubs.
Mit einer Bierspende der Meu-Besatzung, einem unerschöpflichen Milchbrötchenvorrat und frohem Mut trieb uns achterlicher Wind aus der Lübecker Bucht hinaus in Richtung Fehmarn. Ein kurzer Nieselregen auf dieser Etappe sollte der einzige Regen auf dieser Herbsttour bleiben.
Nach der etwas unruhigen Kreuzsee bei Staberhuk wurde es zunächst wieder ruhiger, im Fehmarnbelt machte sich die wachsende Windstreichlänge gegen Ende hin allerdings mehr und mehr bemerkbar. So wurde es nach dem friedlichen Sonnenuntergang im Belt-Fahrwasser noch einmal spannend, als wir vor Rødbyhavn zwischen den Sperrgebieten der Tunnelbaustelle und den hochfrequent passierenden (und von den schnelleren und schwerhörigen HVS-Schiffen bereits leicht angenervten) Fähren in tiefer Dämmerung und gut entwickeltem Seegang unsere Segel bergen mussten. Im ruhigen Hafen hatten sich schon die Broader View, Störtebeker und die Bank von Bremen eingefunden, auf uns folgte die Haspa Hamburg.
Nach dem Abendessen folgten wir der Einladung der Hamburger zu Schokopudding auf die Bank, wo die vier Besatzungen wieder zusammentrafen und sich über die Regatta und die Geschehnisse auf der anschließenden Überfahrt austauschen konnten. Was folgte, war eine Reihe sportlicher Wettbewerbe: Bei Flunky-Ball und Limbo konnten die Universitas-Sportler Stärke beweisen, Sprintrennen und Rigg-Klettern wurden HVS-intern ausgetragen. Den Höhepunkt des späteren Abends bildete die Erweiterung des Schriftzugs und die feierliche Taufe der „Sandbank von Bremen“.
Tag 2: Rødbyhavn – Heiligenhafen
Am Morgen setzten wir die Segel noch im Schutz der langen Molen, hinter denen uns ein steiler Seegang erwartete. Nachdem die HVS-Schiffe sich an diesem Morgen nach Kiel verabschiedet hatten, war es lediglich die Bank von Bremen, mit der wir auf dem Weg durch den Belt Grüße austauschten.
Am gemeinsamen Ziel in Heiligenhafen liefen nach uns zuerst die Kairos mit Besatzung des Akademischen Segler-Vereins in München sowie die Germania VI ein, die bald darauf zum luxuriösen Anlege-Drink auf ihrem edlen Holzdeck einlud.
Im weiteren Verlauf des Abends besuchten wir ASVs einander auf unseren Schiffen und tauschten uns auch mit den anderen Segler-Kolleginnen und -Kollegen aus.
Tag 3: Heiligenhafen – Marstal
Unter großer Fock und ausgerefftem Großsegel zogen wir bei ruhigem Wetter und Sonnenschein aus dem Sund nach Norden. Bald nach der Gastlandflagge setzten wir auch den A5 und liefen nach zügiger Fahrt noch bei recht hohem Sonnenstand in den Hafen von Marstal ein. Das verbleibende Tageslicht nutzten wir gemeinsam mit der Besatzung der Bank von Bremen für einen Spaziergang durch den hübschen Ort, vergnügten uns auf dem Spielplatz und danach beim Baden in der frischen Ostsee. Im kalten Wasser kamen unsere Gedanken auch zwangsläufig zurück zu der Suchaktion nach einem Mann über Bord bei Stollergrund, die am Nachmittag eingestellt worden war.
Zurück im Hafen bereiteten wir das gemeinsame Abendessen mit der Bank-Besatzung vor und verbrachten dort einen heiteren Abend mit Bier, Glühwein und Gesellschaftsspiel.
Tag 4: Marstal – Burgstaaken
In einem poetischen Ablegemanöver verließen wir den Hafen von Marstal, umschifften Langeland und Fehmarn. Nach einer erneut unruhigen Kreuzsee bei Staberhuk vollzogen wir eine eindrucksvolle Wende in den Sund und erreichten durch das schmale Fahrwasser schließlich den Hafen von Burgstaaken. Dort fand sich am späteren Abend auch die Germania ein, die stolz von erfolgreichen MOB-Übungen mit einer beklebten 1.5-L-PET-Flasche und behobenen Eletrikproblemen berichten konnte.
Tag 5: Burgstaaken – Rostock
Vor dem angekündigten 30-kn-Wind zogen wir am nächsten Morgen mit Kurs auf Rostock zunächst aus der Landabdeckung und anschließend den A5 nach oben. Nach und nach stiegen die Höchstgeschwindigkeiten, während Boatspeeds unter 10 kn zur Seltenheit wurden.
Mit vollem Einsatz an den Schoten und unserer Skipperin am Ruder surften wir schließlich mit 20.22 kn zum perfekten Höhepunkt der Herbsttour 2022! Zwei Sonnenschüsse später ging mit der alten J4 auch unser Kurs wieder hoch und führte uns zurück auf die Warnow.
Fazit: Das gemeinsame Flottillensegeln im Herbst mit den Jugendcrews der teilnehmenden Vereine ist eine willkommene Gelegenheit Kontakte zu knüpfen, Weisheiten zu teilen und Pläne für die nächste Saison zu schmieden. Die Stimmung war dank des angenehm windigen Herbstwetters nicht nur auf der Universitas fantastisch. Auch oder gerade mit kleiner Crew ließ sich die Uni bei Windbedingungen von meist >20 kn souverän über die südliche Ostsee manövrieren. Somit war diese Herbsttour vorerst ein gelungener Abschluss der Saison 2022. Für das nächste Jahr gilt: Nicht so viele Milchbrötchen…
Anabel, Flieger, Wito, Marius, Martin (Locke), Arne