Irgendwann…, irgendwann wird es einen Winter geben, in dem es nicht so viel zu tun gibt. Das erträumen wir uns immer wieder. Dieser Winter war es auf jeden Fall wieder nicht. Mit vereinten Kräften haben wir Tag für Tag, Abend für Abend versucht, das Boot pünktlich fertig zu bekommen. Unser jährliches Ziel, die Universitas pünktlich zur Maior, der ersten Regatta in Kiel, ins Wasser zu bekommen schien fast greifbar. Die meisten Arbeiten waren geschafft, die verbleibenden sollten in Nachtschichten abgehakt werden. Doch ein wichtiges Bauteil machte uns einen Strich durch die Rechnung...
Das Vorstag, welches wir dieses Jahr austauschen mussten, konnte aufgrund von Lieferschwierigkeiten nicht rechtzeitig geliefert werden. Als wäre das noch nicht genug, so mussten wir feststellen, dass das alte Vorstagprofil nicht auf das neue umgebaut werden konnte. Planänderung: Neues Ziel war die Maibock-Regatta in Travemünde eine Woche nach der Maior. Das Vorstag und das Profil kamen kurz vor dem Krantermin an. An dem Mittwoch vor dem Regattawochenende schwamm die Uni endlich im Wasser. So hatten wir noch zwei Tage, das Boot segelfertig zu machen. Sehr sportlich, aber machbar. Unnötigerweise sollte der Wind am Freitag, dem Tag der Überführung, so stark sein, dass der Plan wieder ins Wanken geriet. Nach langer Überlegung und noch viel längeren Arbeitstagen, die so manches Crewmitglied an die Belastungsgrenze brachten, warfen wir am Freitagmorgen endlich die Leinen los. Zum Aufhellen der Stimmung schien sogar die Sonne. Die 30 kn Wind auf der Ostsee pusteten uns die Köpfe frei. Mit Groß im zweiten Reff und Rückenwind ging es in rasanter Fahrt nach Travemünde. Die kleine Segelfläche machte die Überführung entspannter, als man denkt. Als kurze Zeit später die Logge im Surf die Welle runter 22,16 kn anzeigte, hatten alle ein Grinsen im Gesicht und der lange Winter war fast vergessen. Angekommen in Travemünde begrüßte uns der zurzeit dort ansässige Delfin mit freudigen Sprüngen. Immer wieder hörten wir das ganze Wochenende von der Promenade die Rufe „Delfin!“, sodass man immer nur darauf warten mussten, um ihn zu Gesicht zu bekommen. Geschafft aber glücklich vielen wir am Abend früh in die Kojen.
Am nächsten Morgen waren wir alle schon wieder in gewohnter Regatta-Stimmung. Das Boot wurde fleißig leergeräumt. Damit wir noch vor dem ersten Start schnell ein paar Manöver üben konnten, legten wir früh ab. Wie schon so oft mit unseren Plänen: Daraus wurde nichts. Die Zeit auf dem Wasser mussten wir für ein paar Optimierungen an unseren überabeiteten Trimmeinrichtungen nutzen, sodass den Ersten beim Dümpeln in der alten Welle vom Vortag schlecht wurde. Schnell passten wir unsere Positionseinteilung an Bord der Situation an und schon ging die erste Wettfahrt los. Trotz ungünstigem Start und untrainierter Crew konnten wir an dem Tag bei beiden Wettfahrten als schnellstes Boot im Regattafeld immerhin standesgemäß als Erster die Ziellinie überqueren. Zurück am Liegeplatz wurde der Abend wieder nicht lang. Während auf anderen Booten ausgelassen gefeiert wurde, begnügten wir uns mit einem netten Plausch und ausreichend Schlaf für den nächsten Tag.
Der Sonntag begrüßte uns endlich mit dem von anderen Jahren gewohnten Maibock-Sommerwetter. Die Crew war nun auch eingespielt und so konnten wir die beiden Wettfahrten an diesem Tag auch verrechnet mit guten Platzierungen abschließen. Eigentlich wollten wir am Nachmittag so schnell wie möglich zur Rücküberführung nach Rostock starten. Das Umräumen dauerte dann doch so lang, dass wir noch der Siegerehrung beiwohnen konnten. Zum Glück, denn unverhofft erreichten wir in unserer Wertungsgruppe den 2. Platz, insgesamt lagen wir in der Mitte des Feldes. Mit der Motivation durch die guten Ergebnisse und einem Trainingsplan im Gepäck freuen wir uns auf die kommende Saison!
Danke an unsere Unterstützer und Sponsoren, der Diana Apotheke Bad Kleinen, der Segelwerkstatt Warnemünde und der Hanseatischen Brauerei Rostock, die uns auch diese Saison wieder möglich machen!