Am Dienstag der letzten Augustwoche haben wir uns auf den Weg nach Kiel gemacht. Wir wollten beim Blue Ribbon Cup starten, der uns von Kiel nach Aarhus und zurück führen würde. Nachdem wir am Mittwochvormittag in Strande ausgestaut und das Großsegel gewechselt hatten verlegten wir nach Düsternbrook und hatten am Nachmittag Zeit um Essen vorzubereiten und die letzten kleinen Vorbereitungen zu erledigen, denn Start war für uns erst nach 18 Uhr.
Wir starteten mit Leichtwind aus Ost vor Düsternbrook und segelten in der Mitte unserer Gruppe aus der Förde heraus. Auf dem Stollergrund bot sich uns ein wunderschöner Sonnenuntergang und der Wind nahm auch zu. Wir nahmen Kurs auf die Südspitze Langelands, denn der Kurs nach Aarhus führte uns, entgegen unserer Erwartungen, durch den großen Belt. Mittlerweile hatte sich auch eine etwas unangenehme Welle aufgebaut und der Wind nahm weiter zu, sodass wir erst auf eine kleinere Fock wechselten und dann auch das Groß refften. Vor allem für diejenigen die im Dunklen, bei Krängung und Welle, auf dem Vorschiff zu tun hatten eine anstrengende Aufgabe. Doch wir lagen immer noch gut im Feld und näherten uns zügig der Großen Belt Brücke. Im Laufe der Nacht ließ der Wind wieder nach und schlief schließlich unter Land kurz ganz ein. Wir schafften es gerade noch so dieses Loch zu vermeiden und holten dadurch auf einige der größeren Schiffe in unserer Gruppe auf. Der Wind hatte auch gedreht und so waren wir bei Sonnenaufgang am Donnerstagmorgen unter Gennaker und mit viel guter Laune Richtung Aarhus unterwegs.
Am Vormittag waren wir schon an Samsoe vorbei und nahmen nun endgültig Kurs auf Aarhus. Schneller als erwartet kamen die Hafengebäude in Sicht und gegen 12 Uhr mittags fuhren wir über die Ziellinie. Im Hafen lagen schon so einige andere Regattateilnehmer in unterschiedlich großen Päckchen und wir gesellten uns dazu. Dann hieß es erstmal das Regattachaos unter Deck zu beseitigen. Segel, leere Wasserflaschen, Kleidung, benutzte Näpfe… wir sind selbst immer wieder überrascht wie schnell das geht. Aber mit neun Leuten geht aufräumen genauso schnell wie Chaos stiften und nach einer kurzen Verschnaufpause machten wir uns gemeinsam auf den Weg zum Gebäude des Aarhus Sailing Center, denn wir hatten gesehen dass es dahinter eine vielversprechend aussehende Badestelle gab. Auf dem Weg dorthin kamen uns schon zwei andere Regattacrews entgegen. Das Wasser war ziemlich kalt, aber auch eine angenehme Erfrischung. So ging es am frühen Abend gut abgekühlt in den Gruppenraum des Sailing Center, zum HotDogs essen. Aus dem Gruppenraum hat man einen tollen Blick auf die Bucht vor Aarhus und die Veranstalter hatten deutlich mehr HotDogs eingeplant als wir essen konnten. So genossen wir den Ausblick, reichlich HotDogs, beobachteten wie die letzten Regattateilnehmer ins Ziel fuhren und ließen den Tag gemütlich ausklingen.
Da die Rückregatta nach Kiel erst am Samstagmorgen startete hatten wir am Freitag den ganzen Tag Zeit um Aarhus zu erkunden. Beim Frühstück im Sailing Center konnten wir noch alle möglichen Jollenklassen beim Training beobachten, für Unterhaltung war hier also schonmal gesorgt. Anschließend machten wir uns auf den Weg in die Stadt. Erst am Hafen entlang, dann durch die Altstadt schlenderten wir in Richtung eines großen Kaufhauses. Dort wollten wir allerdings nicht shoppen gehen, sondern die riesige Dachterrasse besuchen, die es oben auf dem Gebäude gibt. Die Terrasse hat mehrere Ebenen, ist bepflanzt und bietet vor allem einen tollen Blick über die Stadt bis rüber zum Hafen. Dort verbrachten wir eine ganze Zeit damit, die verschiedenen Ebenen und versteckten Ecken zu erkunden, Fotos zu machen und im Schatten zu sitzen, denn in Aarhus herrschten immer noch sommerliche Temperaturen. Schließlich entschieden wir uns aber doch weiterzuziehen, und zwar in Richtung des botanischen Gartens. Wir hatten gehört dass die Gewächshäuser dort sehenswert sein sollten und der Eintritt ist auch frei - perfekt. Und tatsächlich wurden die Gewächshäuser unseren Erwartungen auch gerecht. Vor allem das größte, eine Tropenhalle mit schönen, frei umher fliegenden Schmetterlingen drin, gefiel uns allen sehr gut. Schließlich spazierten wir zurück Richtung Hafen, denn wir wollten die Steuerleutebesprechung für den nächsten Tag nicht verpassen.
Wir hatten schon seit Donnerstagabend mit Sorge die Windvorhersage für Samstag verfolgt und gehofft dass sie sich vielleicht nochmal ändern würde. Leider sah die Prognose jedoch ziemlich stabil aus - kein Wind. Die Route nach Kiel sollte diesmal durch den Kleinen Belt gehen. Im Prinzip was wir uns gewünscht hatten, allerdings nicht in Kombination mit einer vorhergesagten Windstärke von maximal fünf Knoten. Am nächsten Morgen sah es dann jedoch erstmal gar nicht so schlimm aus wie befürchtet. Wir starteten mit Vorwind und kamen auch ganz gut weg. Unter Gennaker ging es Richtung Samsoe. Die Sonne schien, die Crew war motiviert und konzentriert und der Wind war viel besser als erwartet. In den ersten zwei Stunden konnten wir einige unserer Konkurrenten hinter uns lassen, doch gegen Mittag ließ der Wind dann schließlich doch nach. Schließlich standen wir ganz, was auch dem entsprach was vorhergesagt war. Dementsprechend war unsere Verwunderung groß als einige Boote etwa eine Meile vor uns plötzlich wieder losfuhren und anfingen zu kreuzen. Vor uns zeichnete sich eine deutliche Windkante ab. Als wir diese schließlich auch erreichten kam der Wind plötzlich aus der entgegengesetzten Richtung. Also kreuzten wir auch los, immer noch bei sehr leichtem Wind, aber immerhin fuhren wir wieder. Nach einiger Zeit begann es wieder zu drehen und schließlich konnten wir wieder einen Spi ziehen. Im Vorhinein hatten wir uns Strömungsvorhersagen für das Gebiet angeguckt und auch jetzt beobachteten wir aufmerksam das Wasser und auch die anderen Boote um uns herum, denn der Strom sollte von vorne kommen und bei so wenig Wind wollten wir die stärkeren Strömungen natürlich möglichst umgehen. Wir entdeckten eine ausgeprägte Strömungskante dicht am Rand des Fahrwassers, fuhren hinein und wurden mit deutlich weniger Strom belohnt als auf der anderen Seite der Kante gewesen war. So konnten wir nochmal zwei Gegner überholen, die in der Mitte des Fahrwassers auf der Stelle standen. Kurz vor Sonnenuntergang erreichten wir schließlich Fredericia. Dort wurde die Strömung sehr unübersichtlich, es bildeten sich Wirbel und Kanten die sich ständig verschoben und zusätzlich mussten wir auf Tonnen und andere Boote in unserer Nähe achten. Schluss also mit unserer konzentrierten Strömungstaktik. Auch der Wind drehte hier wild hin und her und sorgte für einige Verwirrung, sodass man bei drei verschiedenen Booten, die mit etwas Abstand auf dem selben Kurs fuhren, durchaus drei verschiedene Vorsegel finden konnte. Doch wir versuchten uns davon nicht ablenken zu lassen, ebenso wenig wie von der Gruppe von Schweinswalen, die sich plötzlich um uns tummelten, denn wir näherten uns stetig der Brücke. Inzwischen hatte die Wettfahrtleitung entschieden, dass wir uns nicht bis Kiel quälen sollen und kurzerhand eine Bahnverkürzung umgesetzt. Die Brücke war das neue Ziel.
Etwa eine Meile vor der Durchfahrt weckten wir die Freiwache und beendeten damit unser Wachsystem, damit wir alle gemeinsam pünktlich zum Sonnenuntergang durchs Ziel fahren konnten. Etwas vorschnell, mussten wir leider zehn Minuten später feststellen, als wir abrupt in einem Windloch landeten. Um uns herum sah es nicht besser aus. Etwa ein dutzend Segelboote trieben in der Bucht zwischen der Brücke und Fredericia. Mal gab es ein Windfeld auf der einen Seite, mal eins auf der anderen, doch die waren auch immer nur schwach und von kurzer Dauer, sodass sich insgesamt nicht viel änderte. Kurz nach Sonnenuntergang mussten zwei Boote aufgeben, die zu dicht auf Land getrieben waren. Und auch uns kam es langsam so vor als würden wir rückwärts treiben… Schnell merkten wir dass das tatsächlich der Fall war und schließlich schmissen wir etwa hundert Meter vor der Kaimauer den Anker. Wir besprachen uns kurz, waren uns aber einig dass aufgeben noch keine Option ist und stellten uns darauf ein zu warten, dass der Wind zurück kommt. Frischer Milchreis machte das Ganze auch ein bisschen besser.
Nach einer Wartezeit von etwa zwei Stunden ließ wie vorhergesagt die Strömung nach und setzte schließlich von hinten wieder ein. Zwar noch ohne Wind, dafür aber mit Fahrt in die richtige Richtung nahmen wir den Anker wieder ein und setzten die Segel. Langsam, ganz langsam, bewegten wir uns wieder auf die Brücke zu. Die Fahrt durchs Wasser reichte nicht, damit die Logge eine Geschwindigkeit anzeigt und sie reichte auch nur manchmal für ein wenig Ruderwirkung. Ein wenig unkontrolliert holten wir im Schneckentempo auf ein paar andere Boote auf, die teils vorwärts, teils seitwärts, ebenfalls aufs Ziel zu trieben. Ausweichen unmöglich, aber wir wussten uns alle mit Fendern zu helfen. Gegen 2 Uhr morgens erreichen wir völlig übermüdet die Brücke.
Wir haben unser Bestes gegeben und sowohl bei viel Wind als auch bei nervenzehrendem Flautentreiben Durchhaltevermögen bewiesen und sind dafür in beiden Wettfahrten mit dem vierten Platz in unserer Gruppe belohnt worden, ein Ergebnis mit dem wir sehr zufrieden sind. Das Event hat uns viel Spaß gemacht und wir hatten einige sehr schöne Tage, sowohl in seglerischer Hinsicht als auch was das Drumherum betrifft. Und wie immer möchten wir uns abschließend bei euch bedanken; für eure Unterstützung für die Uni, die uns solche bereichernden Erfahrungen ermöglicht und für euer Interesse an unseren Abenteuern.
Liebe Grüße,
Die Blue Ribbon Cup Crew
Jan-Eric, Flieger, Noa, Martin, Peter, Justus, Benni, Lola und FabianNoa Hassel