Bericht zur Europameisterschaft der Contender während der Warnemünder Woche 2021 von Hauke Sponholz.
Die als Contender WM geplante Veranstaltung konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen! Auch wenn wir in der Zeit mit unserer Sturm Stina gerade in Schweden auf Hochzeitsreise / Elternzeit Törn waren, wollte ich den Heimvorteil ausnutzen. Aus Solidarität mit den Seglern aus Übersee, Down Under und von der britischen Insel, die wegen der Corona Bestimmungen nicht Teilnehmen konnten, wurde die WM kurzerhand zur EM umgewidmet.
Den Auftakt zu so einer wichtigen Regatta bildet immer die Vermessung. Dabei stellte sich heraus, dass mein Boot über die vielen Jahre wohl abgespeckt hat und 4kg zu leicht ist. Die 2 überflüssigen Kilos meines retro-Alumastes durfte ich leider nicht verrechnen, also habe ich 2x2kg Blei in mein Schiff geschraubt.
Am ersten Tag segelten wir bei 15-20kn ablandigem Wind und herrlichem Sonnenschein beide geplanten Wettfahrten. Der Däne Jasper Armbrust setzte mit zwei deutlichen Siegen ein Ausrufezeichen. Ich musste mich erstmal ein bisschen einsegeln, nachdem ich zwei Monate nicht im Trapez hing und war mit meinen Plätzen in den 50ern nicht so ganz zufrieden.
Video: https://youtu.be/3PrPWhrkMYw
Schwacher, umlaufender Wind sorgte für klare Verhältnisse am Mittwoch. So klar, dass die Wettfahrtleitung gar nicht erst in Versuchung kam, die Flotte aufs Wasser zu schicken. Der Tag verging mit Tüfteleien und Klönschnack im Hafen, dem vergnügten Rückblick auf Tag 1 und einem Championship Dinner am Abend.
Leichte und drehende Winde sorgten bei drei Läufen, die jeweils erst unter Black Flag gestartet wurden, für Bewegung im Klassement am dritten Tag. Viele Disqualifikationen wegen Frühstarts spülten Segler nach hinten, vor allem die Leichtwindspezialisten segelten nach vorne. Den ersten Lauf verpasste ich leider aufgrund meines Corona Impftermins, konnte mich dann aber mit den Rängen 46 und 33 gut nach vorne arbeiten.
Video: https://youtu.be/lQgU4KkIyNE
Über Nacht hatte der Wind auf Nord gedreht, was erstmals ein bisschen Welle auf dem EM Revier bedeutete. Für den Tag hatte ich mir vorgenommen, meine Starts zu verbessern. Gleich im ersten Lauf klappte das auch sehr gut und ich kam als etwa 20. zur Luvtonne. Ein anderer Segler überschätzt die Lücke an der Tonne und wir verkeilen uns daran zu einem Klumpen. Bis wir uns befreit haben, ist fast das ganze Feld vorbei gezogen und ich fahre mit einem 64 Rang meinen zweiten Streicher ein. Mit guten Starts und auch guten Vorwind-Gängen in den weiteren zwei Tageswettfahrten bin ich zwar sehr zufrieden. Leider verliere ich auf den Kreuzen Boot für Boot und komme wieder nur in den 50ern ins Ziel.
Video: https://youtu.be/R8kxrmtdGro
Zum Abschluss der Europameisterschaft drehte der Wind nochmal kräftig auf. 7Bft aus Westen und 1,2m Welle sorgten zunächst für Startverschiebung. Mittags hatte der Wind aber soweit abgenommen, dass gesegelt werden konnte. Aus Respekt vor der hohen Welle fuhr die Hälfte des Feldes gar nicht mehr raus und machte sich direkt ans Verladen der Boote.
Beim Einsegeln auf der Bahn brach mir in einer Halse plötzlich die Pinne direkt am Ruderkopf ab. Bei den Wetterverhältnissen hatte ich keine Chance mehr, noch manövrieren zu können. Dankenswerterweise war schnell ein Sicherungsboot zur Stelle, das mich in den Hafen schleppte. Dort wurde ein Boxenstopp à la Formel 1 eingelegt: Bruchstück entfernen, Pinne weiter rein schieben, neue Löcher bohren und alles fest verschrauben. Dann gleich wieder raus aufs Wasser.
Als ich mich der Flotte näherte, hörte ich noch das 1-Minuten und Startsignal. Etwa 2min Später setzte ich dem Feld hinterher. Einen Segler konnte ich sogar noch einholen und verbuchte damit noch einen 40. Rang.
Am Ende belegte ich Rang 53 im Feld der 79 Boote. Mein erstes Ziel, bestes Schiff mit Alu Mast zu werden, habe ich erreicht. Mein zweites Ziel, die erste Hälfte leider nicht, aber ich bin trotzdem zufrieden mit meiner Leistung. Nach der Siegerehrung und dem Abbau des Bootes wurde gleich wieder die Tasche für den Törn gepackt. Am nächsten Morgen nahm ich gleich wieder die Fähre nach Schweden, um mit Sturm Stina und Crew noch zwei Wochen wieder bis nach Rostock zu segeln.
Video: https://youtu.be/HcUqE8SBl64
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